Die Elektromobilität wird sich nur dann durchsetzen, wenn sie die Bedürfnisse der potenziellen Nutzer befriedigt, darin sind sich die meisten Experten einig. Was aber sind die Erwartungen der Nutzer? Das zu erforschen war Aufgabe des Forschungsprogramms „Elektromobilität in Modellregionen“ des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI). Nun liegt der Abschlussbericht der Wissenschaftler vor – eine Pflichtlektüre für Autobauer, Ingenieure und Techniker, aber auch für Politiker und kommunale Funktionsträger.
Die Abschlussbroschüre fasst die positiven und negativen Nutzererwartungen und -erfahrungen zusammen und gibt Empfehlungen, wie die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen in die weitere Entwicklung von Elektromobilität integriert werden können. Die Gesamtkoordination des Programms lag bei der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW). In zahlreichen Projekten in den acht Modellregionen Berlin/Potsdam, Bremen/Oldenburg, Hamburg, München, Rhein-Main, Rhein-Ruhr, Sachsen und Stuttgart kamen die unterschiedlichsten Elektrofahrzeuge – Pkw, Transporter, Elektroroller und Elektrofahrräder (Pedelecs) – in Flottenversuchen zum Einsatz. Diese wurden sowohl zu privaten als auch zu gewerblichen Zwecken genutzt. Die Erfahrungen der Nutzer wurden mit mit mehr als 2300 Fragebögen erfasst. Diese wurden jetzt ausgewertet und in einer Datenbank erfasst, deren Umfang bisher für Deutschland einmalig ist.
Insgesamt ergab die Auswertung ein positives Bild: Die Befragten gaben mehrheitlich an, dass Elektrofahrzeuge im Alltag nützlich und sowohl beim Fahren als auch beim Laden einfach zu handhaben sind. Besonders schätzen sie den Fahrspaß. Die Umweltverträglichkeit der Fahrzeuge und die laut Umfrage positive Außenwirkung kann nach Ansicht der Wissenschaftler gewerblichen Nutzern durchaus Imagevorteile bei Kunden und Geschäftspartnern verschaffen.
Verbesserungsfähig sind nach Analyse der Fragebögen jedoch vor allem Kosten und Reichweite: Die Nutzer in den Modellregionen bezeichnen die momentanen Anschaffungskosten für Elektrofahrzeuge eindeutig als zu hoch. Auch die begrenzte Reichweite der Fahrzeuge wird als Problem empfunden. Hier wünschen sich die Nutzer einen Ausbau der Ladeinfrastruktur und zuverlässigere Anzeigen der Restreichweite. Bei der Frage nach konkreten Kaufabsichten äußerten sich die Befragten zurückhaltend. Sie sind mehrheitlich jedoch überzeugt, dass sich elektrische Fahrzeuge dauerhaft durchsetzen werden.
Auf Basis der Forschungsergebnisse wurde eine Roadmap zur Kundenakzeptanz entwickelt. Diese berücksichtigt auch wahrscheinliche gesellschaftliche Entwicklungen, die das Umfeld für Elektromobilität beeinflussen: Dazu gehören das zunehmende Umweltbewusstsein, die abnehmende Bedeutung des privaten Pkw-Besitzes, Re-Urbanisierungstendenzen und der demografische Wandel.
Die Broschüre „Roadmap zur Kundenakzeptanz – Zentrale Ergebnisse der sozialwissenschaftlichen Begleitforschung in den Modellregionen“ steht per PDF-Download kostenfrei im Internet bereit. (Quelle: Fraunhofer ISI/ml)