China zählt seit 2010 zu den Staaten mit den meisten Patentanmeldungen, das zeigt die neue Studie „Chinese Champions“ der Technischen Universität München (TUM) und der Munich Innovation Group. Der Grund sind massive Investitionen chinesischer Unternehmen in Forschung und Entwicklung, deren Früchte durch die wachsende Zahl von Patentanmeldungen gegen Konkurrenten im globalen Markt geschützt werden sollen. Diese Entwicklung birgt für exportorientierte deutsche Unternehmen sowohl Risiken als auch Chancen.
Lange waren chinesische Firmen als flexible und kostengünstige Produzenten von im Westen entwickelten Produkten tätig. Heute investieren viele Unternehmen selbst und sichern ihre Erfindungen durch Patente ab. Forscher der TU München und der Munich Innovation Group haben deshalb 21 chinesische Marktführer mit herausragenden Forschungsaktivitäten analysiert, die in den Branchen Elektronik, Solar/Photovoltaik, Automobil oder Maschinenbau teilweise heute schon eine führende Position auf dem Weltmarkt einnehmen.
Untersucht wurden vor allem Internationalisierungsstrategien, Aktivitäten im Bereich Forschung und Entwicklung und der Aufbau internationaler Patentportfolios. Die Wissenschaftler bezogen in ihre Analysen außerdem weitere von den Unternehmen gehaltene Schutzrechte ein, da diese wichtige Aufschlüsse über die Unternehmensstrategie geben. Das Ergebnis: Den größten Anteil ihrer Schutzrechte beantragen chinesische Unternehmen für den Binnenmarkt. Allerdings zeigt sich ein deutlicher Trend, eigene Erfindungen auch weltweit abzusichern: Spitzenreiter bei den internationalen Anmeldungen von Schutzrechten sind die USA und Europa.
Die rund 100 Seiten starke Studie ist für exportorientierte deutsche Unternehmen de facto eine Pflichtlektüre.
Das riesige Innovationspotenzial Chinas gründet sich unter anderem auf die hohe Anzahl junger Ingenieure: So schließt jedes Jahr eine halbe Million junger Chinesen ein Studium der Ingenieurwissenschaften ab. Darüber hinaus unterstützt und fördert der Staat Unternehmen mit zukunftsweisenden Strategien.
Welches Innovationspotenzial dem Riesenreich damit zur Verfügung steht, haben die chinesischen Unternehmen in den letzten Jahren auf dem heimischen Markt bewiesen. Nun wagen immer mehr von ihnen den Gang ins Ausland. Sie produzieren zunehmend hochwertige und innovative Produkte. Vor allem in Branchen wie der Elektronik-, der Solar, der Automobil- und der Maschinenbauindustrie gehören chinesische Firmen bereits zu den führenden Unternehmen. Mit dem Auslandsengagement wird aber eine Absicherung auch für chinesische Unternehmen immer wichtiger. Das zeigen gerade die jüngsten globalen Patentkriege, vor allem im Bereich der Telekommunikation und Informationstechnologie.
Wie konsequent chinesische Unternehmen darauf reagieren, zeige die Studie, erklärt Dr. Philipp Sandner vom Lehrstuhl Strategie und Organisation an der TUM: Die Anzahl der von diesen Unternehmen angemeldeten Patenten sei in den letzten Jahren förmlich explodiert. Sandner weiter:
„In China gibt es aufstrebende Konzerne, die im großen Stil Internationalisierungsstrategien verfolgen und Zehntausende Mitarbeiter haben – Unternehmen, die wir hier in Deutschland aber kaum kennen.“
Ziel der Studie sei es deshalb, diese Unternehmen in Deutschland vorzustellen. Die Studie „Chinese Champions“ steht per PDF-Download kostenfrei im Internet bereit. (Quelle:TUM/ml)