Die an der heute vorgestellten Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2012 beteiligten Wirtschaftsinstitute (s.u.) sehen die deutsche Wirtschaft weiter im Aufwind. Sie prognostizieren für das Jahr 2012 ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um rund 0,9 % und für 2013 eine Steigerung um 2,0 %. Auch die Lage am Arbeitsmarkt werde sich weiter bessern, glauben die Experten. Sie erwarten ein Absinken der Arbeitlosenzahlen auf 2,8 Mio. im kommenden Jahr. Die Defizitquote des Staates werde voraussichtlich auf 0,6 % sinken. Pessimistischer sehen die Institute die Entwicklung der europäischen Schuldenkrise und ihre Auswirkungen.
Da die Verschuldungsquote mit über 80 % noch sehr hoch ist, bewerten die Institute das derzeit zu beobachtende Erlahmen der Konsolidierungsanstrengungen kritisch. Die Schulden- und Vertrauenskrise im Euroraum schwele wohl weiter, so die Experten. Projektionen der Schuldenquoten Italiens, Irlands und Spaniens ergaben, dass in diesen Ländern eine Stabilisierung der Lage nur erreichbar ist, wenn die geplanten Reformen auch tatsächlich greifen und es zu keinem erneuten Vertrauensverlust an den Kapitalmärkten kommt.
Im Frühjahr 2012 sind die akuten Risiken für die Weltkonjunktur gegenüber dem vergangenen Herbst deutlich gesunken. Die Stimmung bei Unternehmen und Verbrauchern, die sich im zweiten Halbjahr 2011 stark verschlechtert hatte, hat sich seit der Jahreswende in den meisten Regionen aufgehellt. Auch die Weltproduktion stieg zuletzt wieder etwas schneller, nachdem sie in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres spürbar an Schwung verloren hatte. Gleichwohl bleibt der Ausblick für die internationale Konjunktur verhalten. Denn die europäische Schuldenkrise ist nach wie vor nicht gelöst und stellt ein großes Risiko für die Weltwirtschaft dar.
Außerdem sind zuletzt weitere belastende Faktoren hinzugekommen. So ist der Ölpreis in den vergangenen Wochen kräftig gestiegen. Zudem hat sich das Tempo der wirtschaftlichen Expansion in China sowie in anderen Schwellenländern abgeschwächt. Ein kräftiger Aufschwung der Weltwirtschaft im Prognosezeitraum ist daher nach Einschätzung der Institute nicht zu erwarten.
Eine vorläufige unkorrigierte Fassung der Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2012 steht per Download kostenfrei im Internet bereit. (Quelle: ifo Institut/ml)
Am Frühjahrsgutachten beteiligte Institute:
- ifo Institut an der Universität München in Kooperation mit der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich
- Institut für Weltwirtschaft (IfW) an der Universität Kiel mit dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim
- Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) in Kooperation mit dem Kiel Economics Research & Forecasting
- Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Kooperation mit dem Institut für Höhere Studien Wien