Verwehren Männerseilschaften Frauen den Zugang zu den Führungsetagen der Wirtschaft? Müssen die Männerbünde per Gesetz in die Knie gezwungen werden? Die gesetzliche Quote zur Anhebung des Frauenanteils wird höchst emotional diskutiert. Wir fragten den Juristen Dr. Heiko Willems, Abteilungsleiter Recht und Versicherung beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), nach seiner Meinung zum Thema.
Wie die meisten Männer und auch viele Frauen in der Wirtschaft sieht Dr. Heiko Willems sehr wohl ein Ungleichgewicht, das beseitigt werden muss – aber ohne gesetzlichen Zwang. Ein solcher würde mehr Schaden verursachen als Gutes bewirken, glaubt der Jurist.
Seine Argumente klingen logisch: Zum einen könne man nicht von heute auf morgen die Vorstände aller großen Unternehmen umbesetzen – dem stünde allein schon das Unternehmensrecht entgegen, das für Gremien von Kapitalgesellschaften eine bestimmte Amtszeit vorschreibt. Zum anderen habe die Industrie bereits auf freiwilliger Basis eine Korrektur eingeleitet und die Frauenquote in Großunternehmen innerhalb weniger Jahre von rund 10 % auf über 18 % gesteigert. Da zudem 2013 in vielen Unternehmen Aufsichtsratswahlen anstehen, sei auch ohne Zwang eine weitere Steigerung des Frauenanteils in den Führungsetagen abzusehen.
Außerdem, so Willems weiter, sei es doch sehr auffällig, dass die Politik in Deutschland diese gesetzliche Quote nur der freien Wirtschaft verordnen will, obwohl in Behörden, öffentlichen Körperschaften, Anstalten und Stiftungen die Frauen in Führungspositionen ähnlich unterrepräsentiert seien. Selbst im Bundestag sei der Frauenanteil weit geringer als in der der Bevölkerung. Trotzdem sehe man keine Zwangsquote vor.
Beispiele dafür, dass es auch auf freiwilliger Basis zu einer Angleichung der Anteile von Männern und Frauen komme, gebe es in Europa genug, so der Jurist. Die eigentliche Ursache für den geringen Frauenanteil in den Vorständen und Aufsichtsräten liege im anderen Berufsweg von Frauen und nicht in einer Blockade seitens der Männer. (ml)