Forscher des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vTI) für Forstgenetik wollten wissen, warum manche Eichen von Eichenwicklerraupen auffällig wenig befressen werden. Der Unterschied zwischen „toleranten“ und „sensitiven“ Eichen, die mehrere Jahre hintereinander ihre Blätter fast vollständig verlieren, liegt offenbar in der Abwehrstrategie.
Bereits bei der Eiablage bevorzugen die Weibchen des gefürchteten Kleinschmetterlings Tortrix viridana die sensitiven Eichen. Dass sie diese S-Eichen gezielt ansteuern, liegt kurioserweise an einer Abwehrfunktion: Die Blätter wollen sich vor Befraß vor allem dadurch schützen, dass sie gasförmige Substanzen freisetzen, mit denen sie Gegenspieler der blattfressenden Insekten anlocken, um so die Schädlinge zu dezimieren. Genau diese „Hilfs-Gase“ sind es aber, die zuerst den Fressfeind anlocken. Hier hat der Eichenwickler relativ leichtes Spiel, weil die Blätter von S-Eichen geringere Mengen Giftstoffe einlagern als Blätter von toleranten Eichen (T-Eichen). Diese verlassen sich vor allem auf gasförmige Substanzen, die unmittelbar abschreckend auf blattfressende Insekten wirken.
Das komplexe Katz-und-Maus-Spiel zwischen Wirtsbäumen und Parasiten beschäftigt die Wissenschaft schon geraume Zeit. In einem nächsten Schritt ist nun geplant, genetische Marker zu entwickeln, um bereits im Saatgut eine Klassifizierung von Eichen in sensitiv oder tolerant zu ermöglichen.
Die Forschungsergebnisse haben Ghirardo, Heller et al. unter dem Titel „Function of defensive volatiles in pedunculate oak (Quercus robur) is tricked by the moth Tortrix viridana“ in der aktuellen Lieferung des Fachjournals Plant, Cell and Environment publiziert. (Quelle: vTI/sp)