Das politische Berlin streitet immer mal wieder trefflich über eine Frauenquote. Wir wollen dem Ende der Diskussion, an dem möglicherweise auch eine gesetzliche Regelung steht, nicht vorgreifen. Aber nach einer aktuellen Studie ist Deutschland gar nicht so schlecht, wenn es um weiblich besetzte Positionen im Top Management geht.
Beispiel Christine Lischka. Die Frage „Ganz Mutter oder ganz Karriere?“ lässt sie so nicht gelten. Sie ist Managing Partner bei der Designagentur Lothar Böhm GmbH und hält diesen Spagat zwischen Beruf und Familie bei Vätern für genau so existent. Lischka ist verheiratet, hat zwei 7 und 14 Jahre alte Kinder und ist seit 22 Jahren im Beruf. Auf dem Weg in die Führungsetage hatte sie keine Angst vor der eigenen Courage – Hürden gab es dennoch, gerade nach der Geburt ihres ersten Kindes. Christine Lischka: „Die Beeinflussung von außen ist ungleich größer. Weil die Welt erstmal davon ausgeht: ‚Man schafft es nicht.’. Und auch im Unternehmen wird erstmal geguckt: geht das? Wie macht die das? Wie ist sie organisiert? Man schafft das, man kann es schaffen. Dass wir mehr arbeiten und wir mehr Leistung zeigen müssen erstmal in dem Job, um uns zu beweisen… die Beweislast ist immer auf unserer Seite.“
Ein Beispiel für gewachsenes und weiterhin wachsendes Selbstbewusstsein von Frauen, dass auch Brigitte Huber bei ihren Leserinnen beobachtet. Die Chefredakteurin der bedeutendsten Frauenzeitschrift Deutschlands kommt jetzt mit einem Dossier zum Thema heraus. Brigitte Huber betont: „Ich würde sagen, dass Frauen heute anders im Job vorgehen, aber dass sie auf keinen Fall versuchen, Männer zu imitieren. Frauen sind heute sehr viel selbstbewusster als früher, sie wissen, dass sie qualifiziert sind und etwas können, und sie möchten etwas nach ihrem Stil nach vorne bringen. Das spürt man heute.“
Frauen können Chefetagen verändern und Unternehmen prägen – das meinen etwa Verfechter einer gesetzlichen Frauenquote. Ihrer Ansicht nach ist das weibliche Geschlecht in Führungsetagen zu selten vertreten. Im weltweiten Vergleich liegt Deutschland diesbezüglich auf dem achten Platz. In den Vorstandsetagen der 500 wichtigsten Unternehmen hierzulande liegt der Frauenanteil bei 2,4 Prozent. Bei den Aufsichtsräten ist jedes zehnte Mitglied weiblich.
Christine Rupp von der Booz & Co. Unternehmensberatung sagt: „Wir haben in Deutschland einen sehr guten Weg beschritten. Es sind sehr viele Rahmenbedingungen angestoßen worden, Stichwort Kita-Plätze, Stichwort flexiblere Arbeitszeiten. Das geht alles in die richtige Richtung, aber es sind eben alles viele kleine Bausteine, die da zusammenpassen müssen. Und dann braucht es Zeit. Das wird nicht von heute auf morgen passieren. Da muss man mit Nachdruck dran bleiben. Ich persönlich hatte zumindest in meinem Berufsleben noch nie den Eindruck, dass es grundlegend eine Manner-Clique gibt, die den Frauen etwas böses möchte. Daran glaube ich nicht.“
Oft stoßen Frauen aber noch immer an eine gläserne Decke – die zu durchstoßen häufig schwieriger ist, als die notwendige Qualifikationen für die betreffende Führungsposition nachzuweisen. Eine gesetzlich geregelte Quote könnte hier Abhilfe schaffen. Christine Lischka hat es ohne Quote geschafft – aber, wie sie selber sagte: Die Beweislast sei bei ihr als Frau ungleich höher gewesen (Quelle: m4-tv/mtx).