Wie das MPI Bremen mitteilt, konnten Forscher des Instituts erstmals zeigen, wie sich abgesunkenes Holz zu einem Lebensraum für Bakterien und wirbellosen Tieren entwickelt – und ein bislang ungelöstes Rätsel klären: Manche Tiefseelebewesen wie Muscheln und Röhrenwürmer sind nämlich auf einen Cocktail von energiereichen chemischen Verbindungen wie Methan und Schwefelwasserstoff angewiesen, der an heißen und kalten Quellen austritt. Sie tragen in ihrem Inneren bakterielle Symbionten, die für sie die Energie aus diesen Verbindungen in Nahrung umwandeln. Diese Oasen liegen aber ohne Verbindung z.T. hunderte von Kilometern auseinander.
Auf die Frage, wie sich die Bewohner von einer Quelle zur nächsten ausbreiten, gibt es dem Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie zufolge verschiedene Hypothesen, wie z.B. dass Walkadaver oder Baumstämme als Zwischenstopp dienen, wenn Tiefseebakterien daraus Methan und Schwefelverbindungen erzeugen könnten.
Um der Frage auf den Grund zu gehen, hatte das Team im östlichen Mittelmeer in 1700 m Tiefe Baumstämme versenkt. Als es nach einem Jahr zurückkam, um die Fauna, Bakterien und die chemischen Mikrogradienten zu untersuchen, war das Holz gut bevölkert – am stärksten von einer besonderen Bohrmuschelart. Auch diese braucht bakterielle Hilfe, um sich die schwerverdauliche Cellulose aus dem Holz zunutze zu machen. Nach Angaben der Forscher hatten sie die Holzstämme in Späne zerlegt, die dann von vielen anderen Organismen weiter abgebaut wurden. Diese Aktivität verbrauche Sauerstoff und ermögliche die Produktion von Schwefelwasserstoff durch sulfatreduzierende Mikroorganismen. Tatsächlich hätten die Forscher auch eine von Schwefel als Energiequelle abhängige Muschelart gefunden, die sonst nur an kalten Quellen vorkommt.
Den (englischsprachigen) Forschungsbericht „How Deep-Sea Wood Falls Sustain Chemosynthetic Life“ gibt es kostenfrei online bei Plos one. (Quelle: MPI Bremen/sp)