Deutschland belegt unter den Exportnationen laut einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin weltweit nur noch den dritten Platz hinter China und den USA. Was bedeutet das für die Zukunft der deutschen Wirtschaft? Diese Frage stellten wir Karl Brenke, Studienautor und Vorstandsreferent des Instituts für die Bereiche Arbeitsmarkt- und Regionalforschung.
Deutschland ist heute mehr denn je auf ein florierendes Exportgeschäft angewiesen. Allein 2012 wurden Waren im Gesamtwert von knapp 1,1 Bio. Euro exportiert. Das entspricht rund 44 % des Bruttoinlandsprodukts. Dennoch ist der deutsche Anteil am Welthandel gesunken, wie die Studie des DIW zeigt. Für diese scheinbar widersprüchliche Entwicklung hat der Berliner Experte Karl Brenke eine einleuchtende Erklärung parat:: „Insbesondere der Markt in China hat in den letzten Jahren erheblich zum Exportwachstum beigetragen.“ Dem stehe allerdings eine Schwäche der traditionellen Absatzmärkte in Europa gegenüber. Sie sei die wesentliche Ursache dafür, dass Deutschland hinter China und den USA nur noch das weltweit drittgrößte Exportland ist.
Diese Entwicklung – so Brenke weiter – habe in Europa aber nicht erst mit dem Ausbruch der Eurokrise begonnen, sondern finde schon seit rund zehn Jahren statt. Noch sind laut Studie die Länder der EU zwar der wichtigste Absatzmarkt für deutsche Exporteure, sie verlieren aber zunehmend an Bedeutung. Demgegenüber nimmt der Handel mit Asien und europäischen Nicht-EU-Ländern wie Russland zu.
Auch wenn das Wachstum hinter dem des Welthandels zurückbleibt – Sorgen müssen wir uns dennoch nicht machen, so DIW-Ökonom Brenke: „Wir ragen schon noch aus dem Orchester der einzelnen Länder heraus.“ Außerdem seien deutsche Exporteure heute breiter aufgestellt als noch vor einigen Jahren.
Auf der Produktseite konnten die beiden Autoren Karl Brenke und Simon Junker in ihrer Studie eine deutliche Diversifizierung der deutschen Warenexporte feststellen: So sind Maschinen und Fahrzeuge zwar noch immer die dominierenden Warengruppen, auf die zusammen fast die Hälfte aller Ausfuhren entfallen. Überschüsse werden in wachsendem Maße aber auch mit medizinischen und pharmazeutischen Produkten und mit chemischen Erzeugnissen wie Kunststoffen oder Farben und Lacken erzielt.
Eine Zusammenfassung der Studienergebnisse bietet der DIW Wochenbericht, Ausgabe 10/2013. Die Publikation steht kostenfrei im PDF-Format online zum Download bereit. (ml)