Gesundheitsmanagement? Das klingt nach DAX und Big Business aber nicht nach Mittelstand. Völlig zu Unrecht, denn auch mittelständische und kleine Betriebe sollten die Gesundheit ihrer Mitarbeiter gezielt fördern. Dazu bedarf es keiner großen Investition. Gefragt sind vielmehr Sensibilität für das Wohlbefinden der Mitarbeiter und Ideenreichtum. Unser Gesprächspartner Claudius Kohdadad, Berliner Sportwissenschaftler, Gesundheitscoach und Geschäftsführer bei Ars Vitalis in Berlin, weiß, wie das geht.
Gesundheitsmanagement gewinnt im Gefolge des demografischen Wandels in Deutschland in den großen Unternehmen immer mehr an Bedeutung, denn ältere Arbeitnehmer sind gesundheitlich anfälliger. Dieser Wandel betrifft aber auch kleine und mittlere Unternehmen. Was also tun? Können sich nur die großen Unternehmen eine gezielte Gesundheitsförderung ihrer Mitarbeiter leisten? Claudius Kohdadad ist anderer Meinung.
Nur rund 15 % der Belegschaft seien laut Studien gewillt, in ihrem Betrieb Höchstleistungen zu erbringen, warnt Kohdadad. Den anderen fehle dazu die Motivation. Das lasse sich ändern, glaubt der Berliner Gesundheitscoach und nennt zwei geeignete Hebel: Zum einen könne eine sogenannte salutogene Führung das emotionale Engagement steigern, zum anderen führe auch eine gesteigerte Gesundheit zu mehr Engagement. Beides zusammen könne mehr bewirken, als monetäre Anreize, wie z.B. höhere Gehälter und Provisionen – das gelte vor allem für höher qualifizierte Mitarbeiter.
Das Prinzip der Salutogenese, das der salutogenen Führung zugrunde liegt, wurde von dem israelisch-amerikanischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky in den 70er Jahren entwickelt. Es beschreibt den Einfluss äußerer, darunter gruppendynamischer Prozesse auf das innere Wohlbefinden. Entsprechend verlangt das salutogene Führungsmodell, dass Anweisungen an Mitarbeiter sinnvoll, machbar und für den Mitarbeiter verständlich sein müssen.
Der leistungs- und motivationssteigernde Einfluss von sportlicher Bewegung und gesunder Ernährung auf das innere Wohlbefinden wiederum ist durch zahlreiche Studien, vor allem aus dem Leistungssport belegt. Viele der Erkenntnisse aus dem Leistungssport lassen sich problemlos auf den Arbeitsbereich übertragen, darunter die leistungsmindernde Wirkung von fettem und schwerem Essen sowie Bewegungsmangel.
Wie aber lassen sich diese Erkenntnisse ohne große Investitionen in mittelständischen Betrieben umsetzen – anders gefragt: Was kostet mittelständisches Gesundheitsmanagement? Claudius Kohdadad weiß aus seiner Erfahrung als Berater und Coach, dass sich allein mit pfiffigen Ideen und persönlichem Vorbild in kleinen und mittleren Betrieben bereits viel erreichen lässt.
So kostet z.B. die Gründung einer kleinen Betriebssportgruppe kaum etwas. Die positive Wirkung hingegen ist groß: Neben der körperlichen Bewegung und dem Spaß der Mitarbeiter am Spiel bietet eine solche Sportgruppe auch zahlreiche Gelegenheiten, informell und außerhalb der Arbeit einen „guten Draht“ zum Chef, aber auch zu den eigenen Kollegen zu finden.
Auch die Umstellung auf eine leichtere und gesündere Kost bzw. ein alternatives Angebot vegetarischer Gerichte für Mitarbeiter ohne schwere körperliche Arbeit kostet kaum mehr, wenn der Koch sein Handwerk versteht. Vielfach bedarf es dazu nur eines ausreichend deutlichen Anstoßes seitens der Geschäftsleitung.
Wer von unserem Experten noch mehr hören und sehen will, findet in Youtube zahlreiche Videos von und mit ihm. Viele davon enthalten Anregungen, die sich auch in kleinen Unternehmen umsetzen lassen. (ml)