Einerseits klagen mittelständische Unternehmer in Deutschland immer häufiger über einen Fach- und Führungskräftemangel, andererseits zögern, im Gegensatz zu großen Unternehmen, viele bei der Suche nach Mitarbeitern im Ausland. Wir sprachen mit dem Geschäftsführer der Bitkom Research GmbH, Dr. Axel Pols, über die Gründe für die Zurückhaltung des Mittelstands.
Wie groß der Unterschied zwischen großen und mittelständischen Unternehmen bei der Rekrutierung ausländischer Fachkräfte ist, zeigt eine im Auftrag des Business-Netzwerks LinkedIn von Bitkom Research durchgeführte, repräsentative Studie. Laut dieser beschäftigen im Schnitt aller Unternehmensgrößen gerade einmal 13 % der deutschen Unternehmen ausländische Fach- und Führungskräfte. Bei den Unternehmen mit 500 und mehr Mitarbeitern sind es jedoch 58 %. Dieses Missverhältnis dürfte sich laut Studie auch in naher Zukunft nicht groß ändern. So planen derzeit 55 % der großen Unternehmen innerhalb des nächsten Jahres ausländische Fach- und Führungskräfte zu rekrutieren, aber nur 10 % aller Unternehmen.
Gründe für das Zögern der mittelständischen Unternehmen gibt es viele. Aber nicht alle sind sachlich gerechtfertigt. Während die stärkere internationale Vernetzung den großen Unternehmen bei der grenzüberschreitenden Mitarbeitersuche ohne Zweifel hilft, ist der Einwand vieler Mittelständler, der bürokratische und zeitliche Aufwand einer solchen Suche sei für kleine und mittlere Unternehmen zu hoch, nicht gerechtfertigt.
Die Hürden für Unternehmen, ausländische Fachkräfte zu finden, sind meist kleiner, als vermutet. So konnten 56 % der in der EU suchenden Unternehmen innerhalb von sechs Monaten neue Mitarbeiter rekrutieren. Im Nicht-EU-Ausland gelang das nur 17 % der Unternehmen. 45 % benötigen hierfür ein Jahr oder länger. Auch die bürokratischen Hürden sind zumindest innerhalb Europas in den letzten Jahren deutlich gesunken.
Bitkom-Experte Pols hält die Zurückhaltung des Mittelstands daher für wenig sinnvoll. Er ist sich zudem sicher, dass von der Zuwanderung ausländischer Fachkräfte beide Seiten profitieren: „Die Unternehmen bekommen dringend benötigte Spezialisten und die neuen Mitarbeiter erhalten die Chance, zusätzliches Know-how zu sammeln.“
Die Ergebnisse der Studie gibt es online in Form einer 35-seitigen Slideshare-Präsentation. (ml)