Das Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU) hat zusammen mit PricewaterhouseCoopers (PwC) eine neue Studie vorgelegt, die sich mit Wachstumsstrategien beschäftigt und dabei besonders die Expansion durch den Sprung auf internationale Märkte in den Blick nimmt. Als ein wichtiger Faktor erwies sich dabei die Unternehmensnachfolge: Familienunternehmen wachsen offenbar nachhaltiger, wenn sie nachfolgende Generationen frühzeitig in die Führung einbinden und sich für externe Entscheider öffnen.
Es sei speziell die Enkelgeneration, die bei der Internationalisierung eine tragende Rolle spiele. So wagten 44 % der befragten Betriebe erst unter Führung der Enkel den Schritt über die Landesgrenzen. Genauer gesagt ergibt sich ein Generationensprung: Gründer und Enkel können miteinander offenbar besser und erfolgreicher in neue Märkte expandieren als die vorsichtigere zweite Generation dazwischen. Ein ähnlich „revitalisierender“ Einfluss ließ sich allerdings auch bei mit familienfremder Führung beobachten.
Wie das WIFU betont, wird die Internationalisierung immer wichtiger und sie kann entscheidend zum Unternehmenserfolg beitragen: Knapp jedes dritte der 461 für die Untersuchung befragten Familienunternehmen erzielte 2012 mehr als 60 % seiner Erlöse im Ausland (vornehmlich – zu 56,5 % – durch Direktexporte); 2011 traf dies erst auf knapp jedes vierte Unternehmen zu. Auf diese Weise konnten 2008 bis 2013 drei Viertel ihre Umsätze steigern (ein Viertel sogar stark), sodass gut die Hälfte der Familienunternehmen heute profitabler als noch vor fünf Jahren ist.
Als wichtigsten Teil der Wachstumsstrategie macht die WIFU-Studie das traditionelle organische Wachstum aus (bei 91 %). Aber auch vor Übernahmen scheuen sich Familienunternehmen keineswegs mehr in dem Maße wie in der Vergangenheit: Bei immerhin 36 % kommt anorganisches Wachstum infrage. Als Ursachen führt die Untersuchung an:
„Die zunehmende Stärke des Wirtschaftsstandorts Deutschland, die hohen Thesaurierungen vieler Familienunternehmen, niedrige Leitzinsen und günstige Kaufziele haben die Finanzierungsproblematik von Akquisitionen deutlich entschärft. Auch die zunehmende Professionalisierung deutscher Familienunternehmen hat dazu beigetragen, potenzielle Integrationsrisiken besser vorhersehen und beherrschen zu können.“ (S. 15)
Mit genauerem Blick auf die Wachstumsgeschwindigkeit ergeben sich differenzierte Befunde: Einerseits wachsen Unternehmen offenbar vergleichsweise schneller, wenn der Anteilsbesitz stärker unter den Familienmitgliedern aufgeteilt ist, andererseits können extreme Werte – also starke Konzentration bzw. starke Zersplitterung – sich ebenso als hinderlich erweisen. Und natürlich ist das klassische Nachfolgeproblem weiterhin virulent: lange Amtszeiten familieninterner Geschäftsführer.
Die komplette Studie gibt es beim Wittener Institut für Familienunternehmen kostenfrei als PDF zum Herunterladen. (Quelle: WIFU/red)