Jeder dritte Arbeitslose in Deutschland ist Langzeitarbeitsloser. Damit hat sich zwar – absolut betrachtet – die Zahl der Langzeitarbeitslosen in den letzten zehn Jahren fast halbiert, dennoch findet immer noch rund 1 Mio. Deutsche langfristig keine Arbeit. Wir sprachen mit dem Arbeitsmarktökonomen und Senior Economist des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, Holger Schäfer über Möglichkeiten, mehr Hartz-IV-Empfänger in den Arbeitsmarkt zurückzuholen.
Eine der Ursachen für den hohen Anteil der Langzeitarbeitslosen in Deutschland sei das historische Erbe des früheren verkrusteten Arbeitsmarkts, erklärte uns der Kölner Wirtschaftswissenschaftler Holger Schäfer. Dessen Schwächen seien zwar mit den Arbeitsmarktreformen weitgehend behoben worden, die Folgen seien aber nach wie vor zu spüren und nur langfristig zu überwinden.
Als Gegenmaßnahmen empfiehlt Schäfer eine Intensivierung der Betreuung Langzeitarbeitsloser. Wichtig sei allerdings, dass jeder Förderung unmittelbar ein Stellenangebot folgen müsse. Es sei unsinnig, dass Hartz-IV-Empfänger oft monatelang kein Angebot bekämen und so Zeit hätten, sich in der Bedürftigkeit einzurichten.
Allerdings räumt der Arbeitsmarktexperte auch ein, dass ältere Langzeitarbeitslose generell weniger Chancen auf eine Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt haben als jüngere. Für sie müsse man mehr Beschäftigungsmöglichkeiten mit geringeren Anforderungen schaffen.
Von Lohnkostenzuschüssen für Arbeitgeber als Motivation, ältere Langzeitarbeitslose zu beschäftigen, hält der Kölner Ökonom allerdings wenig. Solche Lösungen seien vor allem für mittelständische Betriebe formal zu aufwendig und daher unbeliebt. Für diese Unternehmen wäre es weitaus sinnvoller, mit den Wiedereinsteigern einen produktivitätsgerechten Lohn vereinbaren zu können. Die betroffenen Arbeitnehmer könnten dann bei einem zu geringen Einkommen immer noch mit Arbeitslosengeld II aufstocken. (ml)