Deutschlands größte Familienunternehmen richten sich auf Gegenwind ein: Fast die Hälfte (47 %) unter ihnen erwartet, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland aufgrund der aktuellen Wirtschaftspolitik an Attraktivität verliert. In der Industrie liegt der Anteil sogar bei 54 %. Das ergibt die aktuelle Befragung „Die größten Familienunternehmen in Deutschland“, die der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), die Deutsche Bank und das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn am Dienstag in Berlin vorgestellt haben.
Größter Belastungsfaktor sind aus Sicht der Familienunternehmer die Energiekosten: Zwei Drittel (67 %) bewerten sie als schlecht oder sehr schlecht für den Standort. Fast die Hälfte der befragten Familienunternehmen (47 %) meint, dass die Energiewende zum deutlichen Wettbewerbsnachteil gegenüber der Konkurrenz im Ausland werde. Jedes dritte große Familienunternehmen (32 %) hält es sogar für denkbar, in den nächsten zwei Jahren Arbeitsprozesse aufgrund der Energiewende ins Ausland zu verlagern. „Die Energiewende darf dem Industriestandort Deutschland keinen dauerhaften Schaden zufügen“, warnte BDI-Vizepräsidentin Ingeborg Neumann. „Die Politik muss sich jetzt ernsthaft darum kümmern, wie Wertschöpfung auch in den nächsten Jahren in Deutschland möglich ist.“
Noch fällt das Urteil der Familienunternehmer über den Wirtschaftsstandort insgesamt positiv aus: 83 % halten die Bedingungen hierzulande für besser als im internationalen Vergleich. Mehr als drei Viertel aller Sachinvestitionen der Familienunternehmer flossen im vergangenen Jahr ins Inland. Und mehr als die Hälfte der Befragten, die in den kommenden zwei Jahren extern wachsen wollen, planen Zukäufe innerhalb Deutschlands. „Die Ergebnisse zeigen ein starkes Bekenntnis der Unternehmen zum Standort Deutschland“, sagte Wilhelm von Haller, Leiter der Privat- und Firmenkundenbank bei der Deutschen Bank AG.
Für 2014 sind die Unternehmen optimistisch: Zwei Drittel erwarten eine gute bis sehr gute Wirtschaftslage. Als Konsequenz wollen rund 40 % die Investitionen im laufenden Jahr weiter erhöhen, nicht einmal jedes fünfte will sie senken. „Die Umfrage liefert ein sehr ermutigendes Signal für die deutsche Konjunktur“, sagte von Haller.
Im Gegensatz zu vielen DAX-Unternehmen beschäftigen die größten Familienunternehmen weiterhin den überwiegenden Teil ihrer Beschäftigten in Deutschland. „In rund 70 % der Unternehmen sind mehr als drei Viertel der Mitarbeiter im Inland beschäftigt. Auch im laufenden Jahr beabsichtigen mehr als 40 % der Unternehmen ihre Mitarbeiterzahlen zu erhöhen“, so die Präsidentin des IfM Bonn Professor Friederike Welter.
Die Ergebnisse der Frühjahrsbefragung 2014 zur Studie „Die größten Familienunternehmen in Deutschland“ gibt es unter www.familienunternehmen.emnid.de kostenfrei als PDF zum Herunterladen. (Quelle: BDI, Deutsche Bank AG, IfM Bonn/red)