Das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn hat die Ergebnisse des aktuellen BDI/PwC-Mittelstandspanels zusammengefasst. Der Online-Befragung zufolge sieht der Mittelstand weiterhin die Energiekosten als größten Risikofaktor an. Rund drei von vier industriellen Mittelständlern (73 %) sehen sie mit Blick auf die kommenden zwei Jahre als Belastung.
Mit deutlichem Abstand folgen die Entwicklung der Rohstoffpreise (53 %) sowie die wachsende Marktmacht der Kunden (50 %) als wichtige Einflussgrößen. Dr. Peter Bartels, PwC-Vorstandsmitglied und Leiter des Bereichs Mittelstand, kommentiert:
„Gerade der industrielle Mittelstand ist auf eine sichere Energieversorgung angewiesen. Die Energiewende macht die Kosten aber kaum kalkulierbar. Hinzu kommt aktuell die Sorge um Gaslieferungen aus Russland. Beide Faktoren haben schon jetzt Folgen für das Investitionsverhalten.“
Auch die Beurteilung der bisherigen wirtschaftspolitischen Arbeit der Bundesregierung steht stark unter dem Eindruck der Energiewende und der Energiepreise. Fast ein Drittel der Befragten (32 %) gibt dem Kabinett schlechte oder sogar sehr schlechte Noten – nur rund 16 % der industriellen Mittelständler bewerten die Regierungsleistung mit „gut“ oder „sehr gut“. Die knappe Mehrheit der Betriebe (53 %) findet die Wirtschaftspolitik „befriedigend“. Den Hintergrund dieser Einschätzung erläutert Arndt G. Kirchhoff, Vorsitzender des BDI/BDA-Mittelstandsausschusses:
„Anstatt die Weichen in Richtung Zukunft zu stellen – Stichwort Verkehrsinfrastruktur und integrierter europäischer Energiemarkt – gefährdet die Bundesregierung mit Mindestlohn und Rentenpaketen die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland.“
Dennoch geht der industrielle Mittelstand Deutschlands insgesamt zuversichtlich in die zweite Jahreshälfte 2014: Fast 49 % der befragten Unternehmen rechnen in den kommenden sechs Monaten mit einer guten oder sogar sehr guten Geschäftsentwicklung; nur 10 % äußerten sich pessimistisch. Umsatzzuwächse erwartet ebenfalls knapp die Hälfte der Befragten. Von herausragender Bedeutung ist dabei die weitere Entwicklung in Europa: Für über 90 % der exportierenden Unternehmen ist dieser Wirtschaftsraum „unverzichtbar“. Zwei Drittel der Befragten (68 %) sind daher auch für eine weitere politische und vor allem wirtschaftliche Integration Europas.
Europa war im vergangenen Jahr auch die mit Abstand wichtigste Region für Auslandsinvestitionen: Rund 45 % des Investitionsvolumens im Ausland entfielen auf Standorte in der EU 28 bzw. in anderen europäischen Ländern. Auf die Region Asien-Pazifik entfielen rund 29 %; knapp 19 % der Auslandsinvestitionen fanden in Nordamerika statt.
Allerdings könnte eine Unterzeichnung des TTIP-Abkommens dazu führen, dass deutsche Unternehmen verstärkt in den USA investieren. Gefragt nach ihrer Einschätzung zum Freihandels- und Investitionsabkommen zwischen der EU und den USA äußern sich nämlich gut 18 % der Betriebe positiv, während knapp 12 % eher negative Folgen für ihr Unternehmen sehen. Dabei ist der Anteil der Befürworter unter den stark exportorientierten Unternehmen mit fast 45 % deutlich höher.
Das BDI/PwC-Mittelstandspanel Frühjahr 2014 gibt es u.a. beim IfM Bonn kostenfrei als PDF zum Herunterladen. (Quelle: IfM Bonn/red)