Politiker leben von Versprechungen, die sie meist nicht lange halten können. Versicherungen hingegen leben von realistischen Prognosen, die sich rechnen. Nirgendwo wird diese Diskrepanz so deutlich, wie in der Diskussion um die Rente mit 63. Wir baten deshalb Dr. Peter Schwark, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) um seine Meinung zur Absenkung des Renteneintrittsalters, die am 1. Juli in Kraft tritt.
Schnell wird klar: Der Versicherungs- und Sozialexperte hält das von Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) eingebrachte und von der Großen Koalition beschlossene Gesetz zur Rente mit 63 für eine Rolle rückwärts, die zahlreiche versicherungsmathematische Konzepte über den Haufen werfe und spätestens in der nächsten Krise Rentenbeitragserhöhungen erzwinge.
Schwark, der 2007 mit einer Arbeit zur betrieblichen Altersversorgung an der TU Darmstadt promovierte, hält die betriebliche Rente sowie eine erweiterte, dynamisch an das Einkommen angepasste Riester-Rente für die besseren Alternativen.
Im Gegensatz zur SPD-Politikerin Nahles, die eine von EU-Kommissar Günther Oettinger einmal ins Spiel gebrachte Rente mit 70 für Unsinn hält, fordert Schwark eine Koppelung des Renteneintrittsalters an die durchschnittliche Lebenserwartung im Verhältnis 12:8. Das würde bedeuten, dass ein Anstieg der Lebenserwartung der Bundesbürger um ein Jahr automatisch eine Erhöhung des Renteneintrittsalters um acht Monate nach sich zöge. Mit den Renteneinzahlungen in den zusätzlichen acht Monaten würden sich dann auch langfristig die beiden zusätzlichen verrenteten Monate Lebenszeit finanzieren lassen – ein versicherungsmathematisch solides und nachhaltiges Modell. (ml)