Nachdem Microsoft den Support für das bislang verwendete Windows XP eingestellt hatte, migrierten die 170 Primarschulen im Schweizer Kanton Genf zu Ubuntu. Die Schweizer Primarschulen sind vergleichbar den deutschen Grundschulen und umfassen je nach Kanton die Klassen eins bis fünf oder sechs, die in Genf von Kindern im Alter zwischen etwa vier und zwölf Jahren besucht werden.
Laut dem Service écoles-médias (SEM), der zum Genfer IT-Department gehört, war der Grund für den Wechsel zum einen die unkomplizierte Wartung der Linux-Distribution. Zum anderen sei der Umstieg auf Ubuntu für die Benutzer einfacher als das Upgrade auf eine neuere Windows-Version, erklärt Cyril Roiron, der Leiter des Projekts für offene Standards und freie Software in der Direktion für öffentliche Bildung, Kultur und Sport des Kantons Genf. Außerdem sei Ubuntu schneller, sicherer und stabiler, hieß es aus dem IT-Department, das dabei auf mehrere vierjährige Pilotstudien verwies.
In den Primarschulen steht in jedem Klassenraum ein PC, den Lehrer und Schüler zum Senden von E-Mails, für den Besuch von Websites und zum Ausführen von Bildungssoftware benutzen können. Auf jedem davon sind drei Benutzergruppen eingerichtet: eine administrative Gruppe für die Lehrer sowie zwei Schülergruppen, die unterschiedliche Jahrgangsstufen zusammenfassen.
Während der Vorbereitung der Migration legten die Mitarbeiter des SEM Inventarlisten der vorhandenen Hardware sowie der Netzwerkkapazitäten an. Außerdem suchten und testeten sie freie Alternativen zu den zuvor verwendeten Anwendungsprogrammen. Zur Unterstützung der Lehrer legten sie ein Handbuch für Ubuntu an und bauten ein Online-Forum auf, sie organisieren Schulungen und sind jeden Mittwochnachmittag in einer Sprechstunde erreichbar.
Die größten Widerstände von Seiten der Lehrer gab es gegen die Einführung der Textverarbeitung von LibreOffice. Meistens hatten sie ihre Dokumente bislang daheim in einem proprietären Format angelegt, bei der Umstellung kam es nun immer wieder zu Problemen. SEM empfahl daher, auch auf dem privaten Rechner mit LibreOffice zu arbeiten. In Fällen, in denen das nicht möglich sei, sollten die Lehrer PDF als Dokumentenformat verwenden.
Es ist geplant, auch die 20 Sekundarschulen des Kantons auf Ubuntu umzustellen; sie werden von Schülern im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren besucht. Dort gibt es PC-Labs mit mehreren Rechnern, auf denen Windows, Mac OS und Linux laufen. Auch hier soll eine einheitliche Migration zu Ubuntu erfolgen. Allerdings verwenden die Schulen auf diesen Computern eine Sprachlernsoftware, die für Linux nicht verfügbar ist. Eine reine Ubuntu-Umgebung wird daher in den Labs nicht umsetzbar sein. (Quelle: Joinup/rf)