Eigentlich soll die Einstellung neuer Mitarbeiter möglichst objektiv auf der Basis von Qualifikation und Kompatibilität mit dem Unternehmen erfolgen. Tatsächlich aber beeinflussen auch subjektive und sachfremde Vorurteile die Auswahl. Das will ein Berliner Gründer mit seiner neuen Jobbörse ändern. Wir sprachen mit Rami Jabr von biamu.de über sein Unternehmenskonzept, seine Erwartungen, seine Erfahrungen und seine Ziele.
Rami Jabr, studierter Volkswirt und Gründer mehrerer Start-ups, kennt einige der Vorurteile aus eigener Erfahrung. Aber diese waren und sind für ihn kein Grund, sie hinzunehmen. Er bevorzugt es, Probleme offensiv anzugehen und aktiv Lösungen zu suchen. Sein neuestes Unternehmensprojekt, die Online-Jobbörse biamu.de ist eine solche Lösung.
Jobsuchende können in Zukunft auf dieser Plattform Bewerberprofile anlegen und auf Bewerbungen antworten, ohne ihr Alter, ihr Geschlecht oder ihre Herkunft angeben zu müssen. Alle anderen, für Mitarbeiter suchende Unternehmen sachlich wichtigen Angaben zur Qualifikation, Berufserfahrung, Spezialisierungen etc. sind jedoch voll zugänglich. Mehr noch: Bewerber müssen im Rahmen ihrer Bewerbung über das Portal einen Online-Eignungstest absolvieren, der den potenziellen Arbeitgebern eine einfachere Vorabauswahl ermöglichen soll. Auslöser für die Idee zu diesem Test waren eigene Erfahrungen des Berliner Jungunternehmers bei der Suche nach geeigneten Mitarbeitern für sein erstes Start-up lass-andere-schreiben.de.
Die neue Jobbörse biamu.de ist jedoch ein bisschen mehr als nur ein weiteres Gründerprojekt: Dieses Start-up verkörpert in seiner unternehmerischen Ausrichtung eine in letzter Zeit wachsende Unternehmenskategorie, die neben einem ökonomischen Ziel auch einem gesellschaftlichen Ziel folgt. Zwar gab es immer schon Unternehmen, die sich auch gesellschaftlich engagierten, weil „der Chef nun mal sozial tickt“. Relativ neu ist aber, dass bei Unternehmen wie beamu.de die soziale Komponente integraler, wenn nicht sogar dominanter Bestandteil der Geschäftsidee und damit des Produkts bzw. der Dienstleistung ist. Das populärste Beispiel für diese Art Unternehmen dürfte die Marke Fairtrade sein.
Dieses Konzept ist seiner sozialen Komponente deutlich robuster, weil wirtschaftlich und nicht nur ideologisch bzw. moralisch verpflichtet. Ob das Konzept nun einem inneren Bedürfnis des Unternehmers entspringt oder lediglich mit Hilfe des Zeitgeists einen Wettbewerbsvorteil bringen soll, ist für die Profiteure dieses Trends – Arbeitgeber und Bewerber bzw. Produzenten und Konsumenten – letztlich von nachrangiger Bedeutung. (ml)