Am 6. Mai 2014 gab Dalton Caldwell im App.net-Blog bekannt, dass sich der Microblogging-Dienst keine Mitarbeiter mehr leisten könne. Die Kündigung gilt auch für den Gründer Caldwell selbst. Der Grund für den dramatischen Einschnitt: App.net brechen die zahlenden Stammnutzer weg.
Der Betrieb der Social-Networking-Plattform, versicherte Caldwell zugleich, bleibe aufrechterhalten. Wie es weitergehen soll, ist ansonsten ziemlich unklar. Hintergrund der aktuellen Schwierigkeiten ist in jedem Fall das Finanzierungs- und Geschäftsmodell, dessen Entwicklung Stefan Probst im Blog der Open Source Business Foundation (OSBF) im Einzelnen nachzeichnet: App.net war als vielversprechender Gegenentwurf zu Twitter angetreten und wollte genau dessen anfängliche Sorglosigkeit vermeiden.
„Twitter als ein Kommunikationsdienst war ohne ein klares Geschäftsmodell gestartet. Der Fokus lag lange darauf, eine möglichst große Nutzerbasis aufzubauen und die (spätere) Monetarisierung schien eine reine Fleißaufgabe für die Fantasie der Investoren zu sein.“
Demgegenüber wollte sich App.net allein durch die Beiträge der Nutzer erhalten. Ein fulminanter Crowdfunding-Start gab zuerst auch allen Anlass zu Optimismus, die Ergebnisse waren schnell und gut. Über Um- und Seitenwege öffnete sich App.net dann allerdings doch für nicht zahlende Teilnehmer:
„Das erste Signal, dass der Plan nicht ganz wie gewünscht aufgehen könnte, war die Einführung einer eingeschränkten kostenfreien Mitgliedschaft, um weniger technische Zielgruppen anzuziehen. Anfangs war dies zwar nur über eine persönliche Einladung durch ein zahlendes Mitglied möglich, aber nach und nach wurden die Einladungen großzügig über viele Kanäle gestreut, sodass sie für jedermann erreichbar waren.“
Am Ende schnappte die Zwickmühle zu: Attraktiv hohe Nutzerzahlen erreicht man mit kostenfreien Diensten, dann aber braucht man Geldgeber, die den weiteren Kurs mitbestimmen wollen. Kostenpflichtige Dienste dagegen, und sei der einzelne Beitrag noch so niedrig, behaupten sich auf einem Markt der zahllosen (kostenlosen) Alternativen nur schwer. Bei App.net jedenfalls hat das Modell „Kostenpflichtig, aber werbefrei, statt kostenlos und ausgeliefert“ (vorerst) nicht gut funktioniert. (Quelle: OSBF/App.net/red)