„Bargeld lacht“ lautet ein alter Kaufmannsspruch, denn nur, wer bar zahlen konnte, war in alten Zeiten ein guter Kunde. Heute sind es vor allem die Kunden, die am liebsten bar bezahlen würden – und zwar ihre Online-Käufe, um ihre Bank- oder Kreditkartendaten keinem Sicherheitsrisiko auszusetzen. Seit drei Jahren ist das dank des jungen Unternehmens Barzahlen auch möglich. Wir ließen uns von der Pressereferentin Susanne Krehl erklären, wie das System funktioniert und wer es nutzt.
Online-Händler kennen das Problem: Viele potenzielle Käufer scheuen im letzten Moment davor zurück, den Kaufvorgang abzuschließen. Der kritische Punkt ist fast immer die Aufforderung zur Eingabe der Konto- oder Kreditkartendaten. „46 % aller Online-Kaufvorgänge werden bei der Auswahl der Zahlungsart abgebrochen“, so Susanne Krehl. Das ist auch nicht verwunderlich, denn immer wieder berichten die Medien von gehackten Kundendaten und unberechtigten Abbuchungen. Auch Polizei und Verbraucherverbände warnen regelmäßig vor Datendiebstählen im Internet.
Aber „bar“ und „online“ – wie soll das funktionieren? Möglich wird das durch eine Kooperation mit dem stationären Handel. Als Mittler fungiert der Berliner Service Barzahlen der Cash Payment Solutions GmbH. Kunden, die bei einem Online-Händler einkaufen, der die Bezahlung über den Barzahlungsdienstleister anbietet, drucken sich nach dem Kauf ein Formular mit einem scannerkassenfähigen Strichcode aus, der die Identifikationsnummer des Kaufvorgangs und den fälligen Betrag enthält. Wer keinen Drucker besitzt, kann sich den Code auch per SMS auf sein Handy oder Smartphone schicken lassen. Mit diesem Formular bzw. seinem Handy geht der Kunde dann zu einem mit Barzahlen kooperierenden örtlichen Ladengeschäft. Dort wird der Code an der Kasse per Scanner eingelesen oder eingetippt und der Betrag einbezahlt. Der Online-Shop erhält in Echtzeit eine Bestätigung der Zahlung und kann die Ware versenden.
Natürlich steht und fällt die Attraktivität dieser Zahlungsart mit der Dichte der Ladengeschäfte, bei denen die Barzahlung geleistet werden kann. Derzeit kooperiert Barzahlen mit der dm-Drogeriekette, der Metro-Tochter und Supermarktkette real sowie den Shops der Telekom und der MobilCom Debitel. Insgesamt stehen deutschlandweit gegenwärtig über 3000 Einzelhandelsgeschäfte für die Zahlung zur Verfügung.
Die Nachfrage nach einer Möglichkeit, online ohne Bankverbindung oder Kreditkarte zu bezahlen, kommt indes nicht nur von Menschen, die um die Sicherheit ihrer Daten fürchten, sonder auch von älteren Internet-Nutzern, die zwar die Bequemlichkeit des Online-Kaufs schätzen, aber kein Onlinebanking betreiben möchten. Eine dritte Zielgruppe sind einkommensschwache Personen, die keine bargeldlosen Zahlungen vornehmen können.
Das Konzept scheint anzukommen, denn das junge Unternehmen plant bereits, in weiteren Bereichen aktiv zu werden, darunter im kommunalen. Eine erste Kooperation habe man jetzt mit den Stadtwerken Düsseldorf geschlossen, so Pressereferentin Krehl.
„Stadtwerke sind ja häufig Grundversorger und haben einen bestimmten Prozentsatz an Kunden, die sie nicht ins Lastschriftverfahren bekommen, d.h., das sind Überweiser oder Barzahler.“
Der Anteil dieser Kunden liegt bei rund 5 %. Diese bekommen nun mit der Stromrechnung einen Beleg mit dem Bezahlcode und können bei rund 30 Düsseldorfer Einzelhandelsläden unabhängig von Banken und deren Öffnungszeiten ihren Strom bezahlen. (ml)