Der weltweite Automobilmarkt steht vor einer fundamentalen Neuordnung. Auslöser für die Verschiebung der Marktgewichte sei die zunehmende Vernetzung der Fahrzeuge und die damit einhergehende steigende Nachfrage der Kunden nach Connectivity-Angeboten, so das Ergebnis einer Studie von McKinsey.
Der Unternehmensberatung zufolge kommt für 13 % der Käufer ein Neufahrzeug ohne Internet-Zugang gar nicht mehr in Betracht. „Car Connectivity hat das Potential, die Automobilbranche entlang aller Ertragsquellen stark zu verändern“, sagt Detlev Mohr, Leiter der europäischen Automobilberatung von McKinsey. Wer einen Neuwagen fünf Jahre lang behält, für den mache der Kaufpreis derzeit 52 % der Gesamtausgaben für die Nutzung aus. Die andere Hälfte verteilt sich auf Betriebskosten (24 %), Versicherung (14 %), Wartung und Reparaturen (6 %) sowie Car Connectivity (4 %). Doch das könnte sich bald ändern: Der weltweite Markt für Connectivity-Komponenten und -Dienste soll sich bis zum Jahr 2020 von heute 30 Mrd. Euro auf dann 170 Mrd. Euro mehr als verfünffachen. Dann mache Connectivity 6 % der Ausgaben aus.
Dazu Mohr: „Wesentlich größer ist jedoch der indirekte Einfluss von Car Connectivity auf die Marktanteile. Das Thema wird für die Autohersteller zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor.“ 20 % der Kunden würden nämlich die Automarke wechseln, wenn sie dadurch an bessere Connectivity-Angebote gelangen. Unter den Vielfahrern, die mehr als 20 Stunden pro Woche im Wagen verbringen, beträgt der Anteil der Wechselwilligen sogar 40 %. Mohr: „Beim Autokauf spielen Angebote wie Echtzeitwartungsinformationen, ortsbasierte Empfehlungen, dynamische Stauprognosen oder Musikstreaming eine zunehmend wichtige Rolle.“
Die zu erwartenden Umwälzungen betreffen nicht nur die Automobilindustrie im engeren Sinne, sondern sämtliche Bereiche der Wertschöpfung rund ums Kfz: „Maßgeblich beeinflusst sind auch die Bereiche Wartung und Versicherung – beispielsweise durch Wartungsempfehlungen oder eigene Apps„, erläutert Mohr. 23 % der weltweit befragten Autokäufer (in Deutschland erst 7 %) würden der Wartungs- oder Reparaturempfehlung einer App folgen und eine Vertragswerkstatt aufsuchen. (Quelle: McKinsey/hw)