Für Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung könnte ein neues Steuerungssystem das Leben erleichtern. Auf der Düsseldorfer Messe Rehacare (24.–27. September 2014) wurde eine ganze Reihe von Innovationen vorgestellt – diese gehört zweifellos dazu: Ein Rollstuhl, der nur mit Gesten gesteuert werden kann – völlig ohne Einsatz der Hände.
Ein Lächeln, ein Kussmund oder das Hochziehen einer Augenbraue signalisieren dem Rechner, ob ein Mausklick ausgelöst oder ein Programm geöffnet werden soll. Der Rollstuhl erkennt die Mimik. Eine kleines Gerät mit 3D-Kamera tastet dazu den Raum ab und erkennt Gesichter sowie die übermittelten Signale. Jede mimische Regung wird dann vom Rechner in einen Steuerungsbefehl übersetzt. Stefan Schaaf von der Humanelektronik GmbH in Worms erklärt:
„Am Lächeln sieht man das ganz hübsch – oder an den Augenbrauen. Man kann den Kopf nach rechts und links neigen. Wir brauchen fünf Gesten, vorwärts, rückwärts, rechts und links. Und einmal eine Sicherheitsgeste, um zu sagen: ,Jetzt möchte ich anhalten!‘. Ansonsten sind bis zu 30 Gesten machbar. Das heißt: Je nach dem kann ich individuell für jeden Patienten ausloten: Welche Gesten kann er? Welche Gesten kann er am besten?“
Gebraucht wird nur die Software und eine handelsübliche 3D-Kamera. Die preisliche Unterkante liegt bei insgesamt ca. 1100 Euro. Natürlich können auch Sprachcomputer und andere Programme so gesteuert werden.
Spezialisiert funktional ist auch der Rollstuhl, den es auf der Düsseldorfer Rehacare zu bestaunen gab: Der Invader von Otto Bock ist eigentlich der Profisportschuh unter den Rollis – passgenau durch Maßanfertigung. Dirk Passiwan, Mitglied in der Deutschen Nationalmannschaft Rollstuhlbasketball, sagt dazu:
„Also es sind Kleinigkeiten. Nur die Achse einen halben Zentimeter nach hinten oder nach vorne, macht so viel aus bei den Fahreigenschaften; man ist weniger wendig – man merkt es sofort im Spiel. Wir testen auch immer wieder aus, gerade auch dass das Material richtig funktioniert, dass der Stuhl leicht läuft. Das ist alles sehr wichtig.“
Auf der Rehacare in Düsseldorf finden also Pflegende, Menschen mit Behinderung oder auch nicht mehr ganz mobile Senioren kleine und große Lösungen für das alltägliche, selbstbestimmte Leben. Dank vieler Neuheiten lassen sich immer mehr Hindernisse einfach überwinden. (Quelle: m4-tv.com/mtx)