Die Genossenschaft als Unternehmensform wird nur von sehr wenig Gründern in Erwägung gezogen. Und wenn, dann meist als Ausdruck eines gesellschafts- oder wirtschaftspolitischen Gegenentwurfs. Auch das Berliner Start-up Fairmondo eG soll nach der Vorstellung seines Gründers Felix Weth eine Alternative zu den etablierten Online-Handelsplattformen aufzeigen. Wir fragten den Fairmondo-Vorstand nach seinen Motiven, Zielen und Erfahrungen mit der Genossenschaft.
Fairmondo ist ein Online-Marktplatz und erst seit etwas mehr als einem Jahr im Internet aktiv. Das Berliner Social-Start-up versteht sich als Konkurrent von eBay und Amazon. Aber abgesehen von der Größe unterscheidet sich Fairmondo in zwei wichtigen Punkten von diesen beiden Riesen: Zum einen werden Hersteller von Produkten, die hohen ökologischen Ansprüchen gerecht und nach sozialen Mindestkriterien produziert werden, bevorzugt. Zum anderen sind die Einnahmen und Gewinne für alle Nutzer einsehbar. Genossenschaftsmitglieder können sogar über die Verwendung der Gelder mitbestimmen. Mitglied wird jeder, der eine Einlage von mindestens 50 Euro tätigt. Im Schnitt ist derzeit jedes der rund 1900 Mitglieder jedoch mit zirka 250 Euro beteiligt.
Felix Weth will die Wirtschaft fairer gestalten. Die genossenschaftliche Unternehmensform wählte er für sein Unternehmen u.a. deshalb, um eine Abhängigkeit des Unternehmens von einem einzelnen Investor auch in der Zukunft auszuschließen. Die Kontrolle, so der Berliner Gründer, soll dauerhaft und demokratisch in den Händen der Nutzer liegen.
Dieser wirtschaftsethische Anspruch bewahrte das Unternehmen allerdings nicht vor einigen gravierenden Schwierigkeiten. So firmierte Fairmondo ursprünglich unter dem Namen Fairnopoly. Spielehersteller Hasbro fand jedoch, das kollidiere mit dem Markennamen seines weltbekannten Zockerspiels Monopoly. Um sich nicht durch einen Markenrechtsstreit mit ungewissen Ausgang zu verzetteln, benannte sich die Genossenschaft nach Verhandlungen mit den gegnerischen Anwälten in Fairmondo um.
Aber auch das finanzielle Fundament wackelte zwischendurch: Ende vergangenen Jahres standen daher harte Sparmaßnahmen ins Haus. Aus der unmittelbaren Misere befreien konnte sich das Unternehmen durch eine Crowdfunding-Aktion, die knapp 146.000 Euro frisches Kapital ins Unternehmen spülte. Allerdings muss die Zahl der Mitglieder und Nutzer auch nach dieser Finanzspritze noch kräftig wachsen, damit das Start-up auf Dauer schwarze Zahlen schreiben kann. Die aktuelle Entwicklung lässt jedoch hoffen.
Im zweiten Teil des Interviews, der in Kürze hier erscheinen wird, berichten wir darüber, wie Gründer Felix Weth die künftigen Chancen der Genossenschaft einschätzt und welche Pläne das Unternehmen voranbringen sollen. (ml)
Nachtrag vom 2. Februar 2015: Der zweite Teil des Interviews ist mittlerweile online.