Noch ist der genossenschaftliche Online-Marktplatz Fairmondo eG ein relativ kleines Berliner Start-up und noch keine zwei Jahre im Internet aktiv. Das hält Gründer und Vorstand Felix Weth jedoch nicht davon ab, ganz große Ziele anzusteuern: Er will mit seiner Genossenschaft Amazon und eBay nicht nur wirtschaftlich Paroli bieten, sondern der Welt zeigen, dass solche Unternehmen auch nachhaltig und transparent geführt werden können. Wir fragten ihn, wie er diese Ziele erreichen will.
Felix Weth will die Wirtschaft fairer gestalten. Das verriet er uns bereits im ersten Teil dieses Interviews. Schon die Wahl der Genossenschaft als Unternehmensform sei mit Blick auf dieses Ziel getroffen worden. Gute Absichten allein sind im Wirtschaftsleben jedoch kein Erfolgsgarant. Letztlich muss sich ein Geschäftsmodell vor allem finanziell bewähren.
Das weiss auch Weth. Er setze deshalb auf „die Magie der Crowd“, erzählt er uns. Er hofft, dass sich auch weiterhin genügend Kleinanleger als Genossenschaftsmitglieder finden werden, um mit ihren Einlagen dem Marktplatz die nötige finanzielle Macht im Kampf gegen die übermächtige Konkurrenz zu verleihen. Seine Erfahrungen mit der Crowd sind gut: Schon einmal half eine Crowdfunding-Aktion dem Unternehmen aus der Klemme.
Vor allem mit einer noch stärkeren sozialen Vernetzung der Nutzer untereinander will Fairmondo in der Zukunft punkten. Eine Strategie, die hervorragend zur Genossenschaftsidee passt und diese um eine zeitgemäße gesellschaftliche Komponente schlüssig ergänzt. Am Ende könnte daraus eine Genossenschaft 2.0 entstehen.
Unabhängig von diesem großen Ziel steht die nächsten zwei Jahre jedoch ganz konkret die banale, zahlenmäßige Vergrößerung der Nutzer- und Mitgliedergemeinde im Vordergrund. Hierbei soll vor allem eine Verbreiterung des Angebots und der Dienstleistungspalette helfen. Gerade kleine Hersteller seien daran interessiert, neben den Platzhirschen unter den Online-Plattformen alternative Plattformen zu beliefern, so Weth.
Als wir gegen Ende des Interviews von Felix Weth wissen wollen, mit welchen ganz persönlichen Erfahrungen er in diesen turbulenten Zeiten kämpfen musste, fällt spontan der Begriff Beratungsresistenz. Wie vielen Gründern, sei auch ihm die Balance zwischen zielführender Beharrlichkeit und sinnvoller Selbstkritik schwergefallen. Einerseits dürfe man sich als Genossenschaftsgründer von der Skepsis, der man als Visionär auf Schritt und Tritt ausgesetzt sei, nicht beirren lassen, andererseits könne man gerade als Gründer mangels Erfahrung vieles falsch machen.
Außerdem, so Weth weiter, habe er den Verlust der Übersicht zu spät bemerkt. Das habe dazu geführt, dass ihm bei der Unternehmensgründung zeitweise sowohl die Motivationsfähigkeit als auch die Kontrolle abhanden gekommen sei. Auch diese Einsicht hören wir nicht zum ersten Mal von einem Gründer. Immerhin, so das Fazit des Berliner Unternehmers, sei es ihm und seinem Team in dieser Zeit aber auch gelungen, viele Menschen von der Vision einer fairen Wirtschaft zu begeistern. (ml)