Speziell in der Fitness- und Gesundheitsbranche sorgt smarte Technologie für Schlagzeilen. Jüngstes Beispiel: eine App, die anhand der Stimme beim Telefonieren erkennt, wie hoch der Dauerstress der Mitarbeiter ist. Letztlich soll die Big-Data-Anwendung Ausfällen vorbeugen und der betrieblichen Gesundheitsförderung zugute kommen.
Das Start-up Soma Analytics richtet sich mit seiner App vor allem an Personalabteilungen von Unternehmen der Größenordnung ab 1000 Beschäftigten. Die Funktionsweise darf man sich so vorstellen: Mitarbeiter laden das Programm auf ihr eigenes Smartphone herunter, dann misst die Anwendung z.B. über das Mikrofon beim Telefonieren die Emotionen in der Stimme. Außerdem analysiert sie, ob der Mitarbeiter eine SMS in Ruhe oder hektisch verfasst. Um Rückschlüsse auf den Schlafrhythmus zu ziehen, registriert Soma Analytics sogar im Bett noch entsprechende Matratzenbewegungen.
Werden diese Daten über einen längeren Zeitraum gesammelt, bestimmt ein Algorithmus das Stressniveau und schlägt Vermeidungsstrategien vor. Dazu bekommen die Anwender anschließend wöchentliche Reports. Mit den anonymisierten Daten kann die Personalabteilung nachvollziehen, zu welcher Tageszeit oder in welcher Abteilung der Stress besonders groß ist. So soll der Stresseinfluss auf die Fluktuation der Mitarbeiter verringert werden. Schließlich haben immer mehr Unternehmen ein Interesse daran, Stress früher zu erkennen, damit Beschäftigte vor folgenschweren Langzeitbelastungen gefeit bleiben: Der deutschen Volkswirtschaft gehen laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin nämlich pro Jahr über 10 Mrd. Euro an Bruttowertschöpfung aufgrund psychischer Erkrankungen verloren (2013: 14,3 Mrd. Euro).
Einige Unternehmen testen die App bereits. Datenschutzbedenken gibt es anscheinend nicht. „Viele wollen wissen, wie hoch das eigene Stressniveau ist“, sagt dazu Soma-Analytics-Chef Johann Huber. (Quelle: Soma Analytics/uj)