Medexo, das Online-Portal für medizinische Zweitmeinungen, kann auf einen starken Verbündeten zählen: das Gesundheitsministerium. Denn dessen Gesetzentwurf zur Stärkung der Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung wird demnächst geltendes Recht werden. Dann haben Kassenpatienten einen Rechtsanspruch auf eine medizinische Zweitmeinung. Darüber und über den weiteren Weg des Start-ups sprachen wir mit Geschäftsführer Dr. med. Jan-Christoph Loh.
Im ersten Teil des Interviews unterhielten wir uns mit dem Berliner Chirurgen und Geschäftsführer des Berliner Zweitmeinungsportals über das Unternehmen aus Kundensicht. Im zweiten Teil wollten wir mehr über die strategische und finanzielle Seite aus Sicht des Unternehmers erfahren.
Die Geschäftsidee, Kranken über das Internet vor Eingriffen und komplexen Behandlungen eine medizinische Zweitmeinung anzubieten, hat ihren Ursprung in der Unzufriedenheit einiger Ärzte mit der klinischen Praxis, öfter als sachlich nötig aufwendige Operationen und Behandlungen durchzuführen. Die Kritik an dieser Praxis ist nicht neu. Einer der Wortführer ist Prof. Dr. med. H. Pässler, dessen Initiative Vorsicht Operation bereits seit einiger Zeit über eine Online-Plattform Patienten berät. Im Umfeld dieser Initiative fand sich daher für die Idee eines Zweitmeinungs-Portals schnell ein Netzwerk aus kompetenten Medizinspezialisten.
Das Startkapital brachten die Gründer aus eigener Tasche auf. Die ursprüngliche Annahme, im reichen Deutschland seien die Menschen für einen solchen Service selbst zu zahlen bereit, bestätigte sich jedoch nicht. Das Geschäftsmodell musste modifiziert und die Krankenkassen mussten als Verbündete und Kostenträger gewonnen werden. Von Teilen der Ärzteschaft schlug den Gründern sogar Ablehnung entgegen. Sie befürchteten einen negativen Einfluss auf eigene Einnahmen.
Deutlich schneller als die eigenen Kollegen konnten die Gründer die Kassen von ihrer Idee überzeugen. Einige erkannten schnell, dass ihnen eine Zweitmeinung durch Medexo am Ende mehr Geld spart, als es sie kostet. Aber auch die Vorbehalte der Ärzteschaft – so Dr. Loh – schrumpfen, seit klar ist, dass mit dem Gesetz zur Stärkung der Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-VSG) auf die Praxen ein nicht zu bewältigender Ansturm zukommen wird.
Noch hat das junge Unternehmen den Break-even, die schwarze Null nicht erreicht. Derzeit erstellt das Expertenteam pro Monat rund 70 Zweitmeinungen. Die Gewinnschwelle liegt bei 300 Zweitgutachten pro Monat, die für das kommende Jahr angepeilt sind. Aktuell besteht die Kundschaft des Start-ups aus rund 10 % Selbstzahlern und 90 % Kassenpatienten.
Langfristig soll das Serviceangebot nach Auskunft Dr. Lohs aber nicht auf Zweitmeinungen beschränkt bleiben. Weitere Gesundheitsprojekte und Servicedienstleistungen für Patienten, aber auch die Kassen seien geplant, so der Berliner Gründer. (ml)