Mist, zum zweiten Mal binnen zwei Monaten wurde unser Blog gehackt – das heißt, die Quelldaten wurden überschrieben und er ist nicht mehr auffindbar. Von wem? Fragezeichen! Warum? Fragezeichen! Klar ist nur, wir müssen wieder Zeit und Geld investieren, um den Schaden zu beheben. Und: Unsere IT-Infrastruktur hat irgendwelche Sicherheitslücken, die es zu identifizieren und zu stopfen gilt.
Bei uns hält sich der Schaden aufgrund des Hacker-Angriffs in Grenzen. Denn in unserem Tagesgeschäft sind wir nicht davon abhängig, ob unser Blog „läuft“ oder „nicht läuft“. Er ist ohnehin nur eine unserer Spielwiesen, um gewisse Dinge im Online- und Online-Marketing-Bereich auszuprobieren.
Ein kalter Schauer überläuft mich aber, wenn ich daran denke, dass Realität wird, was aktuell unter dem Stichwort Industrie 4.0 diskutiert wird, nämlich dass künftig fast alle Produktions- und Distributionsprozesse in den Unternehmen netzgestützt ablaufen. Welche Gefahren kommen da auf uns zu? Welchen Risiken setzt sich unsere Gesellschaft aus, wenn in ihr unter anderem fast alle Prozesse, die unserer Grundversorgung dienen (z.B. im Bereich Ernährung, Gesundheit sowie Logistik/Transport), von intakten, stabilen und sicheren IT-Netzen abhängen?
Wie schnell in unserer Gesellschaft das absolute Chaos regiert und jeder nur noch ums nackte Überleben kämpft, wenn z.B. die Server der Energieversorger gehackt werden und die Stromversorgung zusammenbricht, davon bekommt jeder eine sehr plastische Vorstellung, der den Roman „Blackout“ von Marc Elsberg liest. Ein spannendes Buch! Ein erschreckendes Buch! Ein Buch, das bei mir große Vorbehalte gegen die Industrie 4.0 entstehen lässt – gerade weil es so gut recherchiert und realitätsnah ist. Schließlich soll es in unserer Welt nicht nur Gutmenschen geben, und ab und zu soll es auch zu Konflikten zwischen Staaten kommen. Und was liegt dann näher, als dessen überlebensnotwendige IT-Infrastruktur anzugreifen – ganz still und heimlich, von irgendwelchen Bürostühlen aus, gerade so wie es irgendwelche Hacker bei unserer Webseite getan haben?
Und das dürfte gerade in Deutschland sehr einfach sein, wenn sogar der BND fremden Geheimdiensten hilft, deutsche Unternehmen auszuspionieren. Wann schreit eigentlich diesbezüglich endlich die deutsche Wirtschaft auf? Ich warte schon sehr, sehr lange darauf! Stattdessen mosert sie endlos über irgendwelche Dokumentationspflichten beim Mindestlohn. Gibt es für die deutsche Wirtschaft und deren Interessenverbände denn keine existenzielleren Themen?
Bernhard Kuntz, www.die-profilberater.de
Mit Elsbergs „Blackout“ beginnt übrigens auch das Whitepaper „Safety und Security aus dem Blickwinkel der öffentlichen IT“. Das Kompetenzzentrum Öffentliche IT (ÖFIT) und das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS beschäftigen sich darin genau mit der Verwundbarkeit öffentlicher Infrastrukturen. (red)