Deutschlands Mittelstand hinkt im Bereich digitale Technik hinterher. Das liegt nicht immer an einer mangelhaften Infrastruktur, sondern häufig auch am fehlenden Mut und einem Informationsdefizit. Letzteres will die Telekom nun mit speziellen Mittelstandspaketen ändern. Als Lohn winke den Unternehmen ein Wirtschaftswunder 4.0. Wir sprachen darüber mit Jessica Wunder von der Telekom und dem Sachbuchautor, Business-Motivator und Unternehmensberater Edgar K. Geffroy.
Unsere beiden Gesprächspartner sind ausgewiesene Spezialisten für mittelständische Lösungen. Jessica Wunder, Vice President Business Marketing & Public Cloud for SMB bei der Telekom Deutschland GmbH beschäftigt sich seit Jahren mit internetbasierten Anwendungen für den Mittelstand. Edgar K. Geffroy wiederum ist Spezialist für die Motivation von mittelständischen Unternehmern, Autor mehrerer Sachbücher über Verkaufsmethoden und Unternehmensberater. Beiden liegt daran, mittelständische Unternehmen davon zu überzeugen, dass eine stärkere Einbeziehung Internet-basierter Dienste zu mehr Effizienz und geringeren Kosten führt.
Manche mittelständische Unternehmen und Handwerksbetriebe besäßen noch nicht einmal eine eigene Website, klagt Jessica Wunder. Aber auch jene mit eigener Website nutzen ihrer Erfahrung nach das Internet nicht wirklich zur Kundengewinnung: „Viele Kunden haben eine Homepage vor vielleicht vier oder fünf Jahren angelegt, aber seitdem nie wieder angefasst, nie wieder aktualisiert, nie wieder modernisiert.“ Für sie ist das nicht nachvollziehbar. Unternehmer würden ihre Geschäftslokalitäten – Läden, Restaurants, Boutiquen usw. – schließlich auch nicht jahrelang vernachlässigen, sondern regelmäßig modernisieren.
Die Nachlässigkeit vieler Mittelständler gegenüber der eigenen Internet-Präsenz ist ein Phänomen, das auch uns auf Messen immer wieder auffällt. Die Begründung lautet fast immer, eine Firmenwebsite generiere keinen nennenswerten Mehrwert, so dass sich der Zeitaufwand für eine laufende Pflege nicht rentiere. Dem hält Unternehmensberater Geffroy entgegen, dass eine richtig gestaltete und gepflegte Website die Kundenzahl durchaus verdoppeln könne. „Wir reden hier schon über signifikante mögliche Zuwächse!“
Aber eine Webpräsenz ist nur ein Aspekt. Mit dem Schlagwort Wirtschaftswunder 4.0 verbindet die Telekom auch den Einsatz Cloud-basierter Dienste und der direkten Datenkommunikation von Maschine zu Maschine (kurz M2M).
Gerade durch sinnvoll genutzte Cloud-Dienste könnten mittelständische Unternehmen viel Geld sparen, weiß Unternehmensberater Geffroy. Er beklagt in diesem Zusammenhang den typisch deutschen Pessimismus: Hierzulande sehe man bei neuen Techniken immer zuerst die möglichen Probleme und nicht die damit verbundenen Chancen. Dabei ist er felsenfest davon überzeugt, dass „früher oder später alles in der Cloud landen“ wird. Auch die M2M-Kommunikation biete dem Mittelstand ein erhebliches Einsparpotenzial. Mit M2M melden Maschinen ihre Betriebszustände und Nachschubbedarfe direkt an entsprechende Überwachungsanlagen und Versorgungseinheiten, ohne dass ein Mensch als Zwischenträger einspringen muss.
Dass alle diese Vorteile der digitialen Techniken für den Mittelstand durchaus nicht nur Theorie sind, belegen 14 exemplarische Erfolgsgeschichten, die auf der Telekom-Website nachzulesen sind.
Unser Fazit aus dem Gespräch: Auch wenn die 4.0 hinter dem Wirtschaftswunder etwas euphorisch klingt und vorauseilend gewählt sein mag, ist der Vorstoß der Telekom, dem Mittelstand mit den neu geschnürten Mittelstandspaketen den Einstieg in die aktuellen digitalen Techniken zu erleichtern, höchst begrüßenswert, denn nur ein moderner deutscher Mittelstand kann auch zukünftig seine Innovatorrrolle in der globalen Wirtschaft verteidigen. (Podcast: mtx/Text: ml)