Benutzer von Smartphones schalten ihr Gerät im Schnitt etwa 80-mal am Tag ein, also ca. alle zwölf Min. 50- bis 60-mal wird es dabei entsperrt, das bedeutet durchschnittlich alle 18 Min. 15 % der Gesamtnutzungsdauer entfallen auf den Messaging-Dienst WhatsApp, 9 % auf Facebook und 13 % auf Spiele. Besonders intensiv ist die Nutzung in der Gruppe der 17- bis 25-Jährigen: Sie beschäftigen sich täglich rund drei Stunden mit dem Smartphone.
Die Daten stammen aus einem groß angelegten Experiment zur Smartphone-Nutzung, das bereits seit Anfang 2014 läuft. Der Ulmer Molekularpsychologe Prof. Christian Montag hat gemeinsam mit Alexander Markowetz, Juniorprofessor für Informatik an der Universität Bonn, die Android-App Menthal entwickelt, die die tägliche Smartphone-Nutzung aufzeichnet und die Daten anonym nach Bonn übermittelt. Insgesamt wurde die App etwa 300.000-mal installiert, nun liegen die ersten Auswertungen vor. Sie basieren auf etwa 60.000 Datensätzen.
Für Alexander Markowetz sind das erschreckende Ergebnisse. Denn durch die ständigen Unterbrechungen können sich die Smartphone-Nutzer nicht auf eine Tätigkeit konzentrieren. Aus den Studien des Glücksforschers Mihály Csíkszentmihályi weiß man, dass ein Mensch etwa 15 Min. benötigt, bis er sich einer Aufgabe vollauf widmen kann und in einen Zustand des Flow gerät. Die ständigen Unterbrechungen durch das Smartphone verhindern das und führen laut Markowetz zu Unproduktivität und einem mangelnden Glücksempfinden.
Markowetz empfiehlt daher die Definition von digitalen Umgangsformen für die Smartphone-Nutzung. Einige Unternehmen haben bereits das Verschicken von beruflichen E-Mails an die Mitarbeiter in den Abendstunden verboten und schalten teilweise sogar ihre Mailserver ab. Das eigentliche Problem seien jedoch die Unterbrechungen der Konzentrationsphase. Verhindern ließen sich die Störungen etwa durch die Definition von handyfreien Räumen.
Die App Menthal steht nach wie vor im Google Play Store bereit und liefert dem Benutzer Auswertungen seiner eigenen Smartphone-Nutzung. Eine Version des Programms für Apple iOS ist nicht geplant. Eine Aufarbeitung der Ergebnisse der Studie von Alexander Markowetz ist als E-Book erhältlich. (Quelle: Markowetz/rf)