Fünf magere Jahre haben Selbstständige im Durchschnitt auszuhalten, bevor ihre Einkommenssituation sich von der gestandener Einzelkämpfer nicht mehr unterscheidet. Allerdings fällt das zuerst oft nicht auf, denn drei bis fünf Jahre halten im Schnitt auch die finanziellen Reserven der Einzelgründer vor.
Das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn hat in einer aktuellen Hintergrundinformation zur Einkommenssituation von Selbstständigen die einschlägigen Zahlen neu gesichtet und sozusagen ein Update zur 2014er-Untersuchung „Die Einkommenssituation von Selbstständigen und die Inanspruchnahme staatlicher Leistungen auf Basis des SGB II“ (IfM-Materialien Nr. 226) von André Pahnke, Eva May-Strobl und Stefan Schneck vorgelegt.
Dabei zeigt sich zum einen, dass Selbstständige insgesamt höhere Einkünfte erzielen als Lohnabhängige. Allerdings geht die Schere weit auseinander. Während Einzelunternehmer im Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen überdurchschnittlich gut abschneiden, liegt der Anteil von selbstständig Erwerbstätigen im Mittelstand, die mit ALG II aufstocken müssen, seit 2011 unverändert bei 2,8 %.
Als Hauptgründe dafür, dass das Geschäft für den Lebensunterhalt nicht ausreicht, nennt das IfM persönliche Umstände (Krankheit, Kinderbetreuung etc.), mangelnde Nachfrage und die sich wandelnden Rahmenbedingungen:
„Auffällig viele Aufstocker sind dabei in den Wirtschaftsbereichen zu finden, in denen der wirtschaftliche und gesellschaftliche Strukturwandel der vergangenen Jahrzehnte besonders intensiv stattfand. Hierzu zählen sowohl der Handel, das Gastgewerbe als auch der Logistikbereich. In diesen Wirtschaftszweigen erzielen Selbstständige so niedrige Unternehmerlöhne, dass selbst die geringen Stundenlöhne abhängig erwerbstätiger Aufstocker unterschritten werden.“
Andererseits bewirke gerade die technologische Entwicklung, dass die Anzahl der Solo-Selbstständigen gestiegen sei. In verteilten Teams und bei der Arbeit als Externe, sei „die Wertschöpfung räumlich ungebundener“ geworden. Solche Projektgruppen lösen sich wieder auf, sobald die Aufgabe erledigt ist. (Quelle: IfM Bonn/red)