Digitale Zahlungssysteme wie Bitcoin haben das Problem, dass sie auf der einen Seite den Benutzern Anonymität zusichern wollen, auf der anderen Seite gibt es jedoch berechtigte Interessen des Staates, die Teilnehmer an diesen Systemen zu identifizieren, um beispielsweise Steuern zu erheben und kriminelle Geldflüsse zu verfolgen.
Als Ausweg aus diesem Gegensatz hat das französische Forschungsinstitut Inria in Zusammenarbeit mit einer Forschungsgruppe der TU München und dem GNU-Projekt ein Open-Source-Protokoll namens Taler (Taxable Anonymous Libre Electronic Reserve) entworfen, das nun in einer ersten Alpha-Version mit der Nummer 0.0.0 vorgestellt wurde.
Bei GNU Taler, wie der vollständige Name lautet, handelt es sich nicht um eine eigenständige Währung. Es repräsentiert lediglich beliebige andere Währungen, also etwa Bitcoin oder auch Euro. In der praktischen Anwendung sollen die Benutzer ihr Geld über eine normale Bank an eine Taler-Wechselstube überweisen können. Diese vermerkt das Guthaben in einem Wallet, mit dem der Inhaber anschließend online einkaufen kann. Betreiber von Online-Shops können diese Einnahmen anschließend über die Wechselstube wieder in die Ausgangswährung zurücktauschen. Die Käufer bleiben bei diesem Vorgang anonym. Für eventuelle Rückfragen des Händlers oder für den Fall von Streitigkeiten werden ihre Daten jedoch im Wallet gespeichert. Da sämtliche Transaktionen kryptografisch verschlüsselt werden, ist der Geldverkehr sicher vor Manipulationen von außen. Für Zugriffe staatlicher Stellen stehen die Taler-Wechselstuben unter ständiger Aufsicht.
Das Projekt ist derzeit noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium. Im Internet findet man jedoch bereits eine Demoseite, auf der man einfache Einkäufe simulieren kann. Zur Benutzung ist die Installation des Wallets erforderlich, das es momentan nur als Add-on für Google Chrome gibt. Der Sourcecode des Projekts steht in seinem Git-Repositorium zum Download bereit. (Quelle: GNU Taler/rf)