Die Bundesregierung hat einen Gesetzentwurf von Verkehrsminister Alexander Dobrindt beschlossen, wonach der staatliche Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach seine Daten in stärkerem Maße als bisher kostenlos zur Verfügung stellen soll. Sowohl private Nutzer wie auch Unternehmen sollen die Informationen frei nutzen können.
Laut Bundesverkehrsministerium sind Wetter- und Klimadaten wichtig unter anderem für den Einsatz erneuerbarer Energien oder auch selbstfahrender Autos. Das Kernargument formulierte Dobrindt in seiner Rede vor dem Bundestag so: „Wir alle wissen, dass Daten der Rohstoff für zukünftige digitale Wertschöpfung sind. Dem dient dieses Gesetz.“ Heftige Kritik kam dagegen vom Verband Deutscher Wetterdienstleister, der die privaten Wetterdienste wie wetter.de oder wetteronline vertritt und die deren bestehende Geschäftsmodelle bedroht sieht. Ihm ist bereits die DWD-App WarnWetter ein Dorn im Auge, die kostenlos und ohne Werbeeinblendungen nicht nur vor gefährlichen Wettersituationen warnt, sondern auch Vorhersagen für die nächsten Tage liefert. Indem der Staat derartige Dienste, die auch die digitale Wirtschaft anbietet, unentgeltlich zu Verfügung stellt, kopiere er die innovativen Apps der Wirtschaft. Dr. Joachim Klaßen von WetterOnline formulierte es so: „Der Staat schießt uns Wetterdiensten auf Kosten des Steuerzahlers ins Genick.“
Nachtrag, 1. Februar 2017: Matthias Habel von WetterOnline hat uns darauf hingewiesen, dass die Erstfassung dieses Beitrags die Kritik der Wetterdienstleister fälschlicherweise auf die Datenfreigabe bezog. „Vielmehr befürwortet der VDW wie auch die angeschlossenen Unternehmen ausdrücklich eine kostenlose Herausgabe von Rohdaten“, betont er. Eine Open-Data-Schnittstelle ist bislang aber offenbar nicht vorgesehen. Tatsächlich ist, wie auch Netzpolitik.org zu Recht moniert, der Gesetzentwurf selbst – trotz Pressemeldung – bis dato Verschlusssache.