Der jüngste Round Table Mittelstand am vergangenen Mittwoch in Berlin drehte sich um die mittelständischen Zulieferer „zwischen Abhängigkeit und Selbstbestimmung“. Dabei ging es nicht nur um die Position von kleinen und mittleren Unternehmen in den jeweiligen (globalen) Wertschöpfungsketten, sondern auch um die Auswirkungen des digitalen Wandels.
Die IfM-Materialien Nr. 252 des Institus für Mittelstandsforschung Bonn hatten sich bereits intensiv mit dem „Mittelstand unterwegs in globalen Wertschöpfungsketten“ befasst. Dabei konstatieren die Autoren Hans-Jürgen Wolter mit Michael Holz, Dr. Sebastian Nielen, Max Paschke und Dr. Christian Schröder, dass der Druck vonseiten der großen Endhersteller – speziell in der Automobilindustrie – oft gewaltig ist. Die Digitalisierung verstärkt diese Asymmetrie zunächst, weil sie die Zulieferer zwingt, „vermehrt in neue (digitale) Technologien zu investieren, um ihre Produkte und Produktionsanlagen an die IKT-Vorgaben der Wertschöpfungskette anzupassen“.
Diese Situation legte IfM-Präsidentin Prof. Dr. Friederike Welter auch in ihrer Round-Table-Einführung in Berlin dar. Hinzu kommt ein Malus, den sich vor allem die kleineren mittelständischen Unternehmen selbst antun: Sie verfolgen laut Dr. Nielen zwar aufmerksam neue Geschäftsmodelle und Technologieentwicklungen, leiten daraus zunächst aber keinen Handlungsbedarf ab, sondern werden erst aktiv, „wenn ihre bisherigen Strategien nicht mehr erfolgreich sind.“ Als größtes Hindernis der Digitalisierung nannte Annika Jochum (Projektreferentin in der Abteilung Mittelstand und Familienunternehmen beim BDI) die Datensicherheit. Auch die politischen Rahmenbedingungen gehören hierher – so verwies Dr. Viktor Slavtchev vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (IWH) darauf, dass Unternehmen unterschiedlicher Größe die Auswirkungen einer Handelsliberalisierung sehr unterschiedlich zu spüren bekommen.
Der beste Weg, die eigene Position zu stärken, scheint derzeit über Innovationen zu führen: Neue, besondere und hochwertige Produkte lassen den großen Abnehmern weniger Alternativen, sodass sie weniger Druck aufbauen können. Dazu müsste den Mittelständlern ihre Funktion in mittlerweile sehr veränderlichen Wertschöpfungsketten bewusst sein, damit sie „ihre Produkte und Dienstleistungen kontinuierlich weiterentwickeln“, wie Wolfgang Dürig, Dr. Michael Rothgang und Heiko Röhrs vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) Essen betonten. Auf der Bonus-Seite des Mittelstands führte Michael Holz außerdem die spezifischen Vorteile mittelständischer Unternehmen an: Diversifikation, Kundennähe und Flexibilität“; als weitere Strategien nannte er die verstärkte Produktion modular aufgebauter Produkte (eben mit Blick auf einen breiteren Abnehmerkreis) sowie „die Übernahme von zusätzlichen (Koordinierungs-)Funktionen“.