Das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD hat auf der SIGGRAPH 2017 in Los Angeles die erweiterte gITF-Version 2.0 vorgestellt. Wichtigste Erweiterung: eine PBR-Spezifikation (Physically Based Rendering), die vor allem die Übertragung von realistischen 3D-Modellen im Rahmen des offenen GL-Transmission-Formats für Entwickler einfacher und schneller machen soll.
Für 3D-Grafik ist gITF in etwa das, was JPEG für Bilder oder MP3 für Audiodaten ist: ein kompaktes Format zur Dateiübertragung. PBR ist dabei die 3D-Kunst der Oberflächen; es geht darum, das Licht- und Reflexionsverhalten unterschiedlicher Materialien möglichst fotorealistisch zu berechnen bzw. zu beschreiben. Das gelingt bei glatten, glänzenden Flächen regelmäßig gut, ist aber schwierig bei matten und rauen Oberflächen. In gITF 2.0 sind solche Materialdefinitionen nun standardmäßig enthalten und übertragbar, und zwar laufzeitneutral und API-offen.
Das gITF-Projekt ist ein Beispiel für konsortiale Open-Source-Software-Entwicklung: In der Khronos Group ist praktisch alles vertreten, was Rang und Namen hat, von den großen Chip-Herstellern bis zu Microsoft, Apple und Google. Entscheidenden Anteil an der Entwicklung des neuen Standards hatten die IGD-Experten in Darmstadt um Dr. Johannes Behr.
Die 2.0-Version soll es VR-Entwicklern aus der Industrie nun einfacher machen, PBR-Materialmodelle zu verwenden. „Mithilfe der ausdrucksstarken, portierbaren und PBR-einsatzfähigen Materialien, welche gITF 2.0 ermöglicht, können wir nun optimierte Modelle einfach von unserer InstantUV-Software für alle möglichen Renderer exportieren“, erklärt Max Limper vom Fraunhofer IGD. Auch die Fraunhofer-Mitarbeiter des VaaS-Projekts (Visualisation as a Service) instant3Dhub nutzen die Spezifikation bereits. Beispielmodelle, die Spezifikation und weiteres umfangreiches Material findet man auf der GitHub-Projektseite.