„Plattformökonomie“ ist ein Begriff, der zurzeit überall kursiert, aber schwer zu fassen ist, nicht zuletzt deshalb, weil er sehr unterschiedliche Entwicklungen beschreibt. Einerseits ziehen die ganz großen Plattformen als Gravitationszentren immer mehr Dienste an sich. Andererseits gehören aber auch intelligente Lösungen „von unten“ zur Platform Economy.
Ein handfestes Beispiel: Cargonexx. Das Hamburger Start-up ist mittlerweile schon eine Vorzeige- und Erfolgsgeschichte, die einen Gründerpreis nach dem anderen abräumt, allein 2018 den European Start-up Prize for Mobility, den Hamburger Gründerpreis und den Startups@Reeperbahn 2018 Pitch sowie zuletzt – zugleich mit Enerbrain – die EIT Digital Challenge 2018 in der Kategorie Digital Industry. Cargonexx erscheint im Prinzip wie eine Frachtenbörse, indem sie Ladung und Lkw zusammenbringt, unterscheidet sich aber in einigen wesentlichen Punkten. Spediteure geben einfach ihren Transport ein, Cargonexx stellt die optimale Lkw-Tourenkombination zusammen und nimmt den Auftrag per Mausklick entgegen, ist also nicht nur Vermittler, sondern direkter Vertragspartner und haftender Spediteur. Auf Seite der Frachtführer stellt sich das Ganze so dar, dass sie von Cargonexx Angebote bekommen, die zu ihren Touren passen; Vertragspartner ist abermals Cargonexx selbst, was nicht zuletzt bedeutet, dass Transporteure schnell und normalerweise problemlos an ihr Geld kommen. Derzeit sind über 7000 Transportunternehmen mit mehr als 80.000 Lkw auf der Plattform registriert.
Hinter den Kulissen ist die Routenermittlung nicht ganz so einfach. Darum greift Cargonexx auf eine lernende künstliche Intelligenz namens „Manni“ (Multidimensional Artificial Neural Network Intelligence) zurück, die sämtliche Tourdaten überschaut bzw. prognostiziert und auch weiß, was die Fuhre kosten darf. Für die beteiligten Akteure bedeutet das deutliche Zeit- und Effizienzvorteile, der Umwelt kommt zugute, dass weniger Teillehrfahrten auf den Straßen unterwegs sind. Cargonexx zufolge könnte der Dienst „bis zum Jahr 2023 bis zu 45.000 t CO₂ jährlich“ einsparen.