Im Frühjahr 2018 verurteilte der Europäische Gerichtshof die Bundesrepublik Deutschland wegen Untätigkeit, weil gegen die Nitrat-Belastung des Grundwassers keine wirksamen Maßnahmen ergriffen wurden. Konkret heißt das: Es gelangt zu viel Gülle in den Boden und die Gewässer.
Mittlerweile ist die Düngeverordnung zwar neu gefasst, doch Experten wie Prof. Friedhelm Taube (Universität Kiel) bezweifeln stark, dass sich die Lage dadurch ändert. Grundsätzlich ist die Düngung mit Gülle zwar nicht verkehrt und als natürlicher Kreislauf zu sehen; die Konzentration in der Milchviehhaltung in Kombination mit dem Anbau von Futtermais geht an der EU-Vorstellung einer „ausgewogenen Düngung“ jedoch weit vorbei.
Wie eine solche bedarfsgenaue Ausbringung aussehen könnte, zeigt John Deere auf der diesjährigen Grünen Woche in Berlin (18. bis 27. Januar). Gemeinsam mit Carl Zeiss hat man einen HarvestLab Sensor entwickelt, der gewissermaßen als mobiles Labor fungiert und mit einem Nahinfrarotsensor die Zusammensetzung der Gülle nahezu in Echtzeit analysiert. Diese Daten lassen sich während der Fahrt automatisiert mit den Nährstoffzielwerten und den vorgeschriebenen Grenzwerten abgleichen, sodass jeweils nur die Mengen an Stickstoff, Phosphor und Kalium ausgebracht werden, die sinnvoll und erlaubt sind.
In Thüringen und Nordrhein-Westfalen ist das HarvestLab-System bereits für die Umsetzung der Düngeverordnung anerkannt. Laut John Deere ist die Agrar-Management-Systemlösung mit den meisten Güllefässern und Schlauchtrommelsystemen kompatibel – in Berlin wird die Lösung auf einem Güllefass der Firma Kotte Landtechnik in Kombination mit einem 6R 250 zu sehen sein, und zwar auf dem Erlebnisbauernhof in Halle 3.2 (Stand 107). Wer vorher schon neugierig ist, hat am 11. Januar auf dem Gelände der Kulturbrauerei am Prenzlauer Berg Gelegenheit, das Gespann zu beschnuppern. Der HarvestLab eignet sich im Übrigen auch für die Analyse von Erntegut (automatische Schnittlängenanpassung je nach Feuchtanteil) und Silage.