Indem Edge Computing die Datenverarbeitung näher an die Datenquellen rückt, stößt auch die Verkabelung immer öfter auf Umgebungen, für die handelsübliche Leitungen einfach nicht ausgelegt sind. Das gilt für Gewächshäuser auf dem Meeresgrund (Nemo’s Garden) ebenso wie für die Unterwasserserver im Microsoft-Projekt Natick, für Offshore-Windanlagen oder für Bohrinseln.
Überall dort, wo Ethernet-Feldbussysteme im industriellen Außeneinsatz unterschiedlichste Echtzeitaufgaben selbst unter extrem rauen Bedingungen erfüllen müssen, sind Sonderlösungen erforderlich, wie sie Hradil Spezialkabel in Bietigheim-Bissingen herstellt. Jüngstes Beispiel ist eine armierte Hybrid-Ethernet-Leitung (Cat. 5e) zur Bild- und Datenübertragung in Echtzeit sowie zur Stromversorgung im Offshore-Einsatz. Dabei geht es zum einen um die Leitungslänge (die Hradil-Lösung schafft eine Reichweite von bis zu 250 m), zum anderen um die Robustheit: Das Kabel ist doppelt armiert, einmal im äußeren Kabelmantel, der Öl, Benzin, Salzwasser, Schlamm („mud resistant“), Sonnenlicht, Kühlflüssigkeiten, Schmiermittel und Kaltreiniger verträgt, und einmal im Innenmantel, der aus verzinnten Kupferdrähten besteht. Alle Adern im Innenmantel werden mit einem firmeneigenen Verfahren in eine spezielle PUR-Mischung gebettet – das verleiht dem gesamten Kabel, das auf nur 19,2 mm Außendurchmesser kommt, zusätzliche Stabilität.
Mit Blick auf den Einsatz auf Bohrinseln ist das Spezialkabel außerdem ATEX/EX-konform, sodass es sich auch für sicherheitsrelevante Echtzeitanwendungen in explosionsgefährdeten Umgebungen eignet, und zwar in arktischen ebenso wie in tropischen Regionen (der Temperaturbereich reicht von − 60 °C bis + 80 °C). Als typische Einsatzgebiete nennt Hradil einerseits die Bauindustrie (Tiefbau und Tunnelbau), vor allem aber „die Fern- und Videoüberwachung und -steuerung, die Übertragung von Sensormesswerten inklusive Stromversorgung“ – das Kabel bringt hierzu drei Steueradern und zwei Sensorleitungen mit.