Familienunternehmen sind oft ausgezeichnete Arbeitgeber. Dennoch müssen sie sich derzeit um qualifizierten Nachwuchs sorgen. Darum organisiert der 2005 gegründete Entrepreneurs Club zusammen mit der Stiftung Familienunternehmen den Karrieretag Familienunternehmen. 2019 geht er in die 23. Auflage: am 5. Juli bei Trumpf in Ditzingen.
Freilich darf man sich den Karrieretag Familienunternehmen nicht als Tag der offenen Tür vorstellen. Er ist vielmehr eine ausgewachsene Recruiting- und Kontaktmesse für ausgewählte Fach- und Führungskräfte, die dort Gelegenheit haben, ungefiltert mit Inhabern und Entscheidern zu sprechen. Voraussetzung für die Teilnahme sind daher ein (fast) abgeschlossenes Hochschulstudium und eine Akkreditierung nach erfolgreicher Bewerbung (bis 20. Mai 2019). Für die Unterlagen hierzu kann man sich bereits mit Angabe der Kontaktdaten an karrieretag@entrepreneursclub.eu eintragen. Eine Eingrenzung auf bestimmte Fachrichtungen gibt es nicht, im Fokus stehen allerdings – wie derzeit praktisch überall – die MINT-Fächer, „insbesondere Informatiker, Ingenieure und Wirtschaftswissenschaftler“.
Am Tag selbst zeigen sich die Vorteile dieses Ausleseverfahrens. (Eine entsprechende Auswahl gibt es übrigens auch aufseiten der ausstellenden Firmen.) Die Messestände sind qualifiziert besetzt, und die Unternehmensvertreter haben genug Zeit für vernünftige Gespräche über konkrete Karriereoptionen. Außerdem sind Einzelinterviews mit ausgewählten Kandidaten anberaumt. Parallel dazu zeigen die Firmen im Engineering Lab ihre Leistungen und stellen sich in kompakten Präsentationen vor – dabei zeigt sich immer wieder, dass viele Familienunternehmen in der Außenwahrnehmung weit unterschätzt werden.
Tatsächlich sind Familienunternehmen, das haben die Jahre 2007 ff. gezeigt, zum Beispiel deutlich krisenfester. Sie sind aktiv in der Ausbildung, in der Regel global aufgestellt, aber vor Ort engagiert, sind innovativer, weil sie andere Risiken eingehen können und nicht rein (kurzfristig) renditegetrieben agieren müssen, sie ermöglichen ihren Beschäftigten meist eine gute Work-Life-Balance, bieten Unterstützung bei der Kinderbetreuung und in der Pflegezeit und bieten Weiterbildungsprogramme nach der Elternzeit.
Wer eine Karriere im Familienunternehmen ins Auge fasst, darf bedenken, dass hier auch mehr Eigenverantwortung gefragt ist und es daher auch mehr Entwicklungsmöglichkeiten als etwa bei den großen Global Playern gibt. Alexander Binnig zum Beispiel hat 2000 mit einem dualen Studium bei Förch (Neuenstadt am Kocher) begonnen und ist heute Geschäftsbereichsleiter Vertrieb International. Er betont ausdrücklich „den Gestaltungsfreiraum, den stetig wachsenden Verantwortungsbereich und die Weiterentwicklung, die ich seither genießen durfte“. Kurzum: Familienunternehmen halten seit Generationen mit großer Selbstverständlichkeit das, was Google einst mit „Don’t be evil“ meinte, bevor das Motto sang- und klanglos wieder verschwand.