Das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn hat sich die Eurostat-Zahlen zum Stand der Digitalisierung in den Unternehmen vorgenommen und auf die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Deutschland heruntergebrochen.
Der Befund fällt insgesamt gemischt aus: Der Digitalisierungsgrad des Mittelstands ist besser geworden, könnte aber noch besser sein. Beispiel Cloud Computing: Auch vonseiten der Anbieter ist bekannt, dass namentlich die Public Cloud definitiv im Zielmarkt angekommen ist. Laut Statistik haben 22 % der KMU 2018 Cloud-Services in Anspruch genommen; damit bleiben sie allerdings unter dem EU-Durchschnitt von 25 %.
Interessant ist, dass Großunternehmen im Vergleich zwar stärker auf die Cloud setzen, dass aber hier die Kluft zwischen deutschen Unternehmen und anderen EU-Standorten deutlich größer ist. Während beispielsweise in Finnland neun von zehn Großunternehmen kostenpflichtige Dienstleistungen aus der Cloud beziehen, ist es hierzulande nur jedes zweite große Unternehmen (49 %). Zu fragen wäre überdies, ob den Antwortenden wirklich bewusst ist, wo sie in ihrem Unternehmen Cloud-Dienste nutzen. Ist die PDF-Konvertierung aus Microsoft Word heraus kein Cloud-Dienst? Und ab wann sind die eigenen Server eine Private Cloud? Es könnte gut sein, dass sich die Cloud im Mittelstand bereits stärker durchgesetzt hat, als den Unternehmen selbst bewusst ist.
Etwas anders sieht die Lage beim Thema Big Data aus: Die Zahl der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland, die mit großen Datenmengen operieren, ist seit 2016 um das Dreifache gestiegen (auf 14 %) und liegt damit etwas über dem EU-Durchschnitt (12 %). Ein vergleichbares Bild ergibt sich bei den Großunternehmen; auch hier liegen die deutschen Big-Data-Nutzer (34 %) knapp über dem EU-Durchschnitt (33 %).
Der Anteil von KMU, die Roboter einsetzen, liegt erst bei 4 % (EU-weit: 6 %). Nachdem die Robotik ein durchaus kostspieliges Digitalisierungsprojekt ist, das derzeit vor allem in der Logistik und Fertigungsindustrie blüht, „ist es nicht überraschend, dass sowohl in Deutschland als auch EU-weit das moderne Fertigungsverfahren sowie die Bewegungsautomaten eher in Großunternehmen anzutreffen sind“ (IfM).
Überraschend ist eher, dass derselbe Befund auch für additive Fertigungsverfahren gelten soll. Tatsächlich weist die Statistik einen Anteil von nur 5 % deutscher KMU aus, die 3D-Druckverfahren anwenden. Die kleinen Designschmieden, die innovativen Start-ups und selbst die Schreibtischmodelle von Architekten sind bei der Erhebung offenbar durchs Raster gefallen. Dagegen hätten wir auf die Zahlen zu den Firmen mit eigener Website gut verzichten können – mit Digitalisierung im heutigen Sinne hat eine Webpräsenz wenig zu tun; stattdessen hätten beispielsweise Daten zum Einsatz künstlicher Intelligenz interessiert.