Vom Facebook Marketing Summit 2019 in Rotterdam hat Olivier Ponteville (Be connect) auf Twitter erste Bilder gezeigt, wie Werbung auf WhatsApp demnächst aussehen soll: bildschirmfüllend als sogenannte Status-Ads zwischen den Statuseinträgen, wie man das ähnlich bereits von Instagram kennt. Die persönlichen Chats sollen vorerst werbefrei bleiben.
Bereits seit WhatsApp Business haben Unternehmen eine Möglichkeit, mit Kunden via Messenger in Kontakt zu treten. Werbeformate waren eigentlich schon für 2019 erwartet, nun hat WhatsApp-Eigentümer Facebook die Status-Werbung für 2020 angekündigt. WhatsApp ist der mit Abstand beliebteste Messenger und war auch im April 2019 wieder die weltweit am meisten geladene App. Den letzten Bitkom-Zahlen vom Mai 2018 zufolge nutzen in Deutschland 81 % WhatsApp, der Facbook Messenger holt allerdings stetig auf. Das zentrale Argument der Anwender: „Die anderen haben es auch.“ Social Media funktionieren eben erst dann gut, wenn genügend Social beisammen ist – je mehr, desto besser.
Dennoch: Weder für Firmen, noch für Vereine oder gar Behörden und kommunale Einrichtungen wie Kindergärten ist WhatsApp ein geeigneter DSGVO-konformer Instant Messenger. Selbst im Sorgerechtsstreit urteilte das Amtsgericht Bad Hersfeld bereits 2017, also noch vor Inkrafttreten der Datenschutz-Grundverordnung, dass ein WhatsApp-Adressbuch bedeute, einen „die Rechte anderer Personen verletzenden Zustand fortlaufend geduldet“ zu haben:
„Die so [nämlich über das Adressbuch] erlangten Datensätze stehen nachfolgend als umfängliche Klardaten für den Betreiber WhatsApp Inc. dauerhaft zur Verfügung, werden dort permanent gespeichert und können vom Betreiber zu den in den WhatsApp-AGB unscharf umrissenen Zwecken (z.B. „vermarkten“) frei weiter verwendet werden.“
Allerdings ist gut möglich, dass Facebook datenschutztechnisch demnächst aus dem Blickfeld gerät, wenn 抖音短视频 weiter aufholt: TikTok heißt die App, die seit vergangenem Jahr in gewaltigem Tempo zulegt, fast ausschließlich bei Kindern und Jugendlichen. Hinter der Lipsync-App mit ihren 15-Sekunden-Playback-Videoclips steht das rasant wachsende chinesische KI-Start-up Beijing ByteDance, das 2018 musical.ly aufgekauft und dessen Nutzer übernommen hat. Das, was ByteDance unter Jugend- und Datenschutz versteht (und erst nach einer Strafe von 5,7 Millionen US$ eingerichtet hat), lässt sich einfach durch Eingabe eines falschen Geburtsdatums umgehen. Ebenfalls möglich: das Sign-in mit Facebook-Account.
Seit Ende Januar verkauft TikTok ebenfalls Werbung, wenn auch vorerst ziemlich schlechte und bislang vor allem für themenverwandte Apps. Jedenfalls haben DACH-Unternehmen das chinesische Messenger-Marketing bereits auf dem Radar: Digiday zufolge testen der FC Bayern München und Red Bull bereits TikTok-Ads, ebenso Borussia Dortmund.
Nach SensorTower-Zahlen lag TikTok im ersten Quartal 2019 weltweit auf Platz 3 der am meisten geladenen Apps, die keine Spiele sind; bei den App-Store-Downloads fürs iPhone sogar auf Platz 1 (Google Play: Platz 3). SensorTower schätzt für diesen Zeitraum rund 188 Millionen neue TikTok-Nutzer. Damit wäre TikTok innerhalb von Jahresfrist um 70 % gewachsen und liegt nun den fünften Quartalsbericht in Folge bei den iOS-Downloads vorne, und zwar deutlicher als je zuvor. In Deutschland ist TikTok bei den Gesamtdownloads des ersten Quartals 2019 bereits auf Platz 5 geklettert.