2019 macht es die IKT-Infrastruktur in Deutschland noch einmal spannend. Während die 5G-Frequenzauktion sich in epische Breite ausdehnt – ein Protagonist hat sich bereits verabschiedet –, mehren sich die Zweifel, wie der anschließend fällige Netzausbau gelingen soll. Das könnte nicht nur eine Frage des Geldes werden, sondern schlicht eine Materialfrage.
Bereits im Herbst 2018 hatte Andreas Klees, Geschäftsführer der Zellner-Gruppe aus dem niederbayerischen Markt Teisnach, berichtet, dass 2017 die verlegten Kabelstrecken um 10 % länger geworden seien. Mittlerweile sei bei Ausbauprojekten die Lieferverfügbarkeit von Kabeln das K.o.-Kriterium schlechthin, daher werde „die Verfügbarkeit im Jahr 2019 die Voraussetzung Nummer 1 für Anwender, und zwar wichtiger noch als der Preis“.
Dabei sollte gerade in diesem Jahr der Glasfaserausbau endlich in die Gänge kommen. Und spätestens wenn aus den 5G-Netzen noch einmal eine gewaltige Last mit Highspeed in die Backbones drückt, sollten die LWL-Infrastrukturen, die die Funkdaten weitertransportieren müssen, diesen Druck aushalten. Da bleibt noch viel zu tun, vor allem in ländlichen Regionen. Derzeit sei es gerade auf dem Land „nahezu unmöglich, Industrieansiedlungen durchzuführen“, klagte Klees gegenüber IT-Zoom, von 5G-Campus-Netzen ganz zu schweigen.
Kurzum: Hinter den 5G-Netzen muss ein entsprechend tragfähiges Glasfasernetz stehen (nicht entstehen, sondern stehen!). Jeder 5G-Standort braucht „ein Glasfasernetz als Backbone“, sagte Julian Graf von Hardenberg, Geschäftsführer der Berthold Sichert GmbH, Ende März auf der Glasfasermesse Fiberdays19. Namentlich dort, wo 1&1 Drillisch den Zuschlag erhält, wird der Newcomer „einen immensen Bedarf an Ausrüstung anmelden […], um sein Netz zu entwickeln“, wie Dirk Bongardt in seiner Analyse betont.
Insofern ist logisch, dass sich die Ausrüster etwas einfallen lassen. Bei Berthold Sichert ist man z.B. auf ein Antennendachmodul für Multifunktionsgehäuse gekommen, das die Kabelverzweiger zu 5G-Kleinzellen aufrüstet. Im Zuge der Vectoring-Eingriffe ginge das sozusagen in einem Aufwasch.
Zusammen mit der zur Zellner-Gruppe gehörigen ZVK GmbH entwickelt man außerdem eine kaskadierbare Spleißeinheit, die für mehr Bandbreite im Kernnetz sorgen soll. In der aktuellen Ausführung ist sie für 24 bzw. 48 SingleCircuit-Klappspleißkassetten aus dem ZVK-Sortiment gedacht, die Bestückung mit 12 bzw. 24 SingleElement-Klappspleißkassetten ist aber möglich. Durch die Bestückung mit SE-Kassetten besteht zudem die Möglichkeit, PLC-Splitter in den Varianten 1:2, 1:4, 1:8 sowie 1:32 zu verwenden. Die kleinste KVz-Ausführung (FCC3-48) fasst bis zu 648 Spleiße, zugleich kann sie bis zu 48 abgehende 10-mm-Mikroröhrchen aufnehmen, was 48 FTTH-Anschlüssen entspricht. Bei der mittleren Ausführung (FCC6-72) sind es maximal 1008 Spleiße und 78 Hausanschlüsse (72 Mikroröhrchen mit 10 mm sowie sechs weitere mit 12 bis 14 mm). Die größte Version (FCC8-96) kommt auf bis zu 1296 Spleiße für 104 Gebäude (96 × 10 mm + 8 × 12–14 mm).