Drohen schon bald leere Supermarktregale und verspätete Paketzustellungen? Jedes Jahr gehen 50.000 Lkw-Fahrer in Rente, nur 10.000 neu ausgebildete Fahrzeugführer rücken nach. Doch Speditionen und DSLV arbeiten an einer Lösung.
Es sind alarmierende Zahlen des Deutschen Speditions- und Logistikverbands (DSLV): Bereits 2017 fehlten bis zu 45.000 Lkw-Fahrer, Tendenz steigend. Niedrige Löhne und schwierige Arbeitsbedingungen schrecken viele Berufsanfänger ab, zudem gilt der Job des Brummi-Fahrers als unattraktiv. Auf dem freien Markt sind Arbeitskräfte kaum noch zu finden. Dabei ist er für viele noch Berufung. So wie für Kenneth Fischer. Er ist Lkw-Fahrer aus Leidenschaft:
„Am besten gefällt mir an meinem Job, dass ich tagein, tagaus unterwegs bin. Ich komme durch ganz Deutschland, teilweise auch durch andere Länder. Ich sehe halt immer wieder was anderes. Das ist jetzt nicht unbedingt nur ein Beruf, man muss es halt wirklich lieben.“
Der Alltag ist allerdings fordernd: Stress auf der Straße, eng getaktete Zeitpläne, Billiglohnkonkurrenz aus dem Ausland bei gleichzeitig stetig wachsendem Warenverkehr. Doch die Branche steuert seit einigen Jahren dagegen, will die Arbeitsbedingungen wieder attraktiver machen. Laut einer aktuellen Studie zahlen gut drei Viertel der befragten Unternehmen übertarifliche Löhne, 71 % verzichten auf Mehrwegfahrten und 41 % sogar auf Wochenendfahrten.
Die größten Veränderungen bringt jedoch die Digitalisierung der Logistik mit sich. Die Lkw-Hersteller arbeiten mit Hochdruck daran, autonom fahrende Trucks auf die Straße zu bringen. Mithilfe einer Vielzahl von Steuerungs- und Assistenzsystemen werden sie schon mittelfristig selbstständig auf der Autobahn fahren können. Was passiert dann mit den Fahrzeugführern? Thomas Wimmer von der Bundesvereinigung Logistik (BVL) winkt ab: „Es gibt viele Tätigkeiten, die nicht automatisierter sind“, sagt er im MittelstandsWiki-Interview. Hierzu gehörten beispielsweise Lebensmittel- oder Chemietransporte, die speziellen Sicherheitsauflagen unterliegen. „Da ist auch künftig viel Bedarf an Fahrern!“ Kenneth Fischer blickt denn auch positiv in die Zukunft. „Ich mag Herausforderungen. Alles, was neu ist, alles, wo man wieder nachdenken muss – das gefällt mir.“
Um den Beruf des Lkw-Fahrers weiterhin attraktiv zu gestalten, steht bereits einiges an Technik bereit. Wie die organisatorischen Herausforderungen gelöst werden können, darüber diskutieren derzeit Experten auf den Themenforen zu Lkw-Fahrermangel und Laderaumknappheit während der Weltleitmesse transport logistic (4.–7. Juni 2019) in München. Kenneth Fischer ist unterdessen schon wieder unterwegs.