Schnell, schneller, Luftfracht – Expresslieferungen in alle Welt sind der Trumpf dieses Logistikzweigs. Dem Fachkräftemangel beim Bodenpersonal wollen Forscher am Frankfurter Flughafen entgegenwirken, indem sie die Logistikkette digitalisieren – ein Branchentrend, der vom 4. bis 7. Juni auch Topthema der Leitmesse transport logistic in München ist.
Durch Globalisierung und weltweiten Internet-Handel steigt der Bedarf an schneller Luftfracht. Einer DLR-Studie zufolge wird sich deren Volumen von der Jahrtausendwende bis 2030 mehr als verfünffachen. Das Problem: Die Prozesse am Boden laufen meist noch manuell ab, mit Papierdokumenten und verschiedenen Stationen, an denen ein Packstück gemessen und gewogen wird. Hendrik Bender ist CEO von Sovereign Speed GmbH und sagt: „Das kann man auch nur einmal machen, kann es digitalisiert in die Cloud stellen und allen bereitstellen.“
Am Frankfurter Flughafen setzen Forscher der Hochschule RheinMain mit dem Projekt SmartAirCargoTrailer genau dort an. Bereits bei der Verladung werden sämtliche Barcodes mithilfe eines Kamerabogens automatisiert erfasst und mit den Sendungsinformationen verknüpft. Über die Cloud sind diese Daten dann für die weiteren Beteiligten abrufbar. Autonome Fahrzeuge sorgen anschließend dafür, dass alle Frachtstücke zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Terminal landen. Prof. Dr. Benjamin Bierwirth erklärt:
„Der Mehrwert liegt darin, dass die Prozesse am Boden grundsätzlich schneller werden. Wenn wir schneller werden, erhöht das automatisch die Kapazität des Flughafens, sorgt aber auch gleichzeitig dafür, dass ich später anliefern kann, also die Prozesse am Flughafen verkürze, was dann wiederum sehr interessant für die Airlines ist, diesen Standort anzufliegen, und für die Forwarder, die Spediteure, diesen Standort zu nutzen.“
Auch die nächste Stufe der Automatisierung ist schon erreicht: Beim Fraunhofer-Projekt „Aufbau von Luftfrachtpaletten mittels AR und KI“ erkennt künstliche Intelligenz bei der Anlieferung am Frachtterminal automatisch Art und Beschaffenheit der Frachtstücke und erstellt ein optimales Packmuster für die Beladung des Flugzeugs. Das Packmuster wird dem Operator vor Ort per Augmented Reality zur Verfügung gestellt. Bisher waren für den Aufbau dieser Paletten umfangreiche Kenntnisse notwendig – in Zukunft soll künstliche Intelligenz das steuern.
Zwar sind die Forschungsprojekte auf die Gegebenheiten am Frankfurter Flughafen zugeschnitten, doch die grundlegenden Forschungsergebnisse lassen sich auf die ganze Logistikkette übertragen. Byung-Hee Glugla, Senior Director Global Handling Development and Solutions, Lufthansa Cargo:
„Die Trennung zwischen Informationsfluss und Frachtfluss, damit haben wir die Möglichkeit, viele Dinge, die sonst immer erst mit dem Dokument gemacht werden konnten, im Vorfeld zu machen. Da gewinnen wir schon sehr viel, um die Ausnutzung unserer Flugzeuge zu verbessern.“
Für die Forscher am Frankfurter Flughafen steht nun der Umzug aus dem Labor in die Frachthalle an – damit die Logistiklösungen von morgen ihre Einsatztauglichkeit unter Realbedingungen unter Beweis stellen können.