Gehen der Industrie die Ideen aus? Eine ZEW-Studie zeigt zumindest, dass die Zahl der Gründungen in Industriezweigen, die besonders intensiv Forschung und Entwicklung (FuE) betreiben, deutlich rückläufig ist.
Zwar habe die Zahl der Unternehmensgründungen 2018 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt abgenommen, berichtet das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) – um 6000 auf 155.000. Es traf aber nicht alle Teile der deutschen Wirtschaft gleichermaßen. So wurden im vergangenen Jahr nur noch rund 1100 Unternehmen in den FuE-intensiven Industriebranchen gegründet, 15 % weniger als im Vorjahr. Die Ökonomen betonen zwar, dass dies nicht unbedingt ein Indikator für sinkende Innovationskraft in einer Volkswirtschaft sein müsse. Viele neue Technologien seien aber erst durch Start-ups in den Markt gekommen, die später von etablierten Firmen übernommen wurden. Prof. Dr. Irene Bertschek, Forschungsbereichsleiterin Digitale Ökonomie am ZEW, die den Lehrstuhl Ökonomie der Digitalisierung an der Justus-Liebig-Universität Gießen innehat und Anfang Mai 2019 in die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) berufen wurde, findet deutliche Worte:
„Letztlich muss man nicht warten bis ein Start-up von einem amerikanischen Unternehmen aufgekauft wird, bevor man seine Existenz zur Kenntnis nimmt.“
Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht in der Zusammenarbeit von Corporates mit Start-ups eine wichtige Chance. Die etablierten Unternehmen könnten ihre Kompetenz und ihr weltweites Netzwerk an Vertriebspartnern und Kunden einbringen, während die Neugründungen zeigten, wie Prozesse neu gedacht, neue Technologien eingesetzt und Innovationen vorangetrieben werden.