Dass digitale Disruption den Markt aufmischt, ist klar. Jetzt müssen wir noch vier weitere Buzzwords lernen, vor denen es sich zu fürchten gilt: Pervasive Digitization, Autonomous Action, The Cloud Imperative und Enterprise Consumerization.
Aus Disruption ist übrigens schon Hyper Disruption geworden – der fünfte Druckmacher des Wandels, den eine aktuelle Vanson-Bourne-Studie unter dem marktschreierischen Titel „Adapt or Perish: The New Reality in a Hyper-Digitized World“ beschreibt. Eine Pressemeldung und eine Infografik liegen bereits vor. Befragt wurden im Auftrag von Teradata Großunternehmen und Organisationen mit mehr als 999 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von über 250 Millionen US-Dollar.
Worum geht es? Zunächst geht es schlicht um die gute alte digitale Transformation, zweitens darum, dass sie immer schneller verläuft – so weit, so bekannt. Und der Rest ist auch nicht neu, es begegnen uns lauter alte Bekannte, die jetzt aber neue, furchterregende Titel tragen. Hier die Übersetzung:
- Hyper Disruption ist schlicht eine Steigerungsform von (digitaler) Disruption. Vanson Bourne zufolge sind 94 % der Unternehmen davon bedroht. Das Marktforschungsinstitut fasst allerdings bereits den Begriff Disruption ziemlich weit und begreift damit offenbar alles, was die Märkte derzeit verändert, von neuen Kundenbedürfnissen bis zum Fachkräftemangel.
- Pervasive Digitization ist Digitalisierung, jetzt aber „durchdringend“ und „umfassend“. Die Alarmzahl dazu ist 99 % – sie besagt, dass praktisch alle Unternehmen irgendwie auf dem Weg zu digitalen Geschäftsmodellen sind. Dass sie dabei den üblichen Schwierigkeiten begegnen (Datenverfügbarkeit schaffen, Silostrukturen auflösen etc.), erstaunt kaum. Ein Blick auf die Uhr: Schon fünf Minuten vor zwölf!
- Autonomous Action bringt das Automotive-KI-Stichwort ins Spiel, gemeint ist aber schlicht künstliche Intelligenz, ob Machine Learning oder die Algorithmen von Plattformen. Warum KI wichtig sein soll, ist allerdings kaum einzusehen, die Zahlen hierzu sind mehr als opak: 60 % haben KI bei ihren Digitalisierungsbemühungen irgendwie im Hinterkopf, 68% gehen derzeit die Umsetzung „in some areas“ an. Man möchte ergänzen: 99,8 % fragen sich, warum sie ständig mit KI-Statistiken beworfen werden.
- The Cloud Imperative („das Gebot der Cloud“) besagt, dass KI-Systeme am besten mit Cloud-Ressourcen funktionieren, vor allem dann, wenn Unternehmen Analytics auf größere Datenmengen ansetzen müssen. Und wo bleibt der Angstmacher? Hier ist er: 69 % derjenigen, die bereits Analyse-Workloads in der Cloud laufen lassen, machen sich Sorgen, ob sie in diesem Punkt nicht doch hinterher sind.
- Enterprise Consumerization ist etwas irreführend. Consumerization bezeichnete den Druck, mit dem (private) Kauf- und Anwendergewohnheiten Unternehmen dazu zwingen, ihre Beschaffungs- und Arbeitsweisen zu ändern. Enterprise Consumerization dreht die Logik um und meldet die Beobachtung, dass die Unternehmen selbst gerne einfachere Lösungen für ihre zunehmend komplexen Prozesse hätten. Das Stichwort hierzu ist „agile“. Vermutlich hätte auch „lean“ fallen können, aber es geht ja, siehe oben, um eher unschlanke Wirtschaftsgewichte ab 250 Millionen. Jedenfalls ist an diesem Punkt Gelegenheit, zu Teradata abzuspringen und nachzusehen, ob es dort nicht genau solche Lösungen gibt.
Dass eine Digitalisierungsumfrage auf bereits bekannte Treiber und Faktoren stößt, ist normal. Sinnvolle Zahlen hierzu sind stets willkommen, am liebsten ohne lautstark plakative Übersteigerungen mit Drohgebärden („Anpassen oder untergehen!“). Unter den Angstmachern vermissen wir Godzilla.