Der Stahlhersteller Thyssenkrupp startet eine Versuchsreihe zum Einsatz von Wasserstoff im laufenden Hochofenbetrieb. Dadurch will er die bei der Stahlherstellung entstehenden CO₂-Emissionen reduzieren.
Im klassischen Hochofenprozess werden für die Herstellung von einer Tonne Roheisen rund 300 kg Koks benötigt, dazu noch 200 kg Kohlenstaub, der als zusätzliches Reduktionsmittel eingeblasen wird. Im weltweit ersten Test dieser Art injiziert Thyssenkrupp in Zusammenarbeit mit der Firma Air Liquide nun Wasserstoff statt Kohlenstaub in eine Blasform am Hochofen 9 im Duisburger Werk. Im Verlauf der Versuchsreihe soll der Einsatz von Wasserstoff schrittweise erst auf alle 28 Blasformen dieses Hochofens und ab 2022 auf die drei weiteren Hochöfen ausgeweitet werden. Dadurch sollen im Produktionsprozess bis zu 20 % CO₂ eingespart werden. Nach der Umstellung der Hochöfen plant das Unternehmen ab Mitte der 2020er Jahre den Aufbau von großtechnischen Direktreduktionsanlagen, die mit wasserstoffhaltigen Gasen betrieben werden. Der dort produzierte Eisenschwamm soll langfristig in Elektrolichtbogenöfen mithilfe erneuerbarer Energien zu Rohstahl verarbeitet werden.
Für Thyssenkrupp markiert der Versuchsstart einen wichtigen Schritt in der Transformation zur klimaneutralen Stahlproduktion. Laut eigenen Angaben will das Unternehmen bis 2050 klimaneutral werden, bis 2030 sollen die Emissionen aus Produktion und Prozessen (Scope-1-Emissionen) im eigenen Unternehmen sowie die Emissionen aus dem Bezug von Energie (Scope 2) um 30 % zurückgehen. Das derzeitige Projekt wird im Rahmen der Initiative IN4climate.NRW gefördert und vom Betriebsforschungsinstitut des VdEH (BFI) wissenschaftlich begleitet.