Der KfW-Start-up-Report 2019 ist erschienen. Dr. Georg Metzger, Gründungsexperte bei KfW Research, geht darin der Frage nach, warum Frauen so deutlich weniger Start-ups gründen als Männer.
Zunächst gab es 2018 wieder mehr Start-ups (70.000) als im Jahr zuvor (60.000). Bei einer durchschnittlichen Teamgröße von 1,8 ergibt das rund 129.000 aktive Gründerinnen und Gründer. Davon wiederum sind nur 19 % Frauen. Zum Vergleich: Der Gründerinnenanteil bei den Existenzgründungen insgesamt der Jahre 2016 bis 2018 liegt bei 39 %.
Ein Teil der Lösung dieses Rätsels liegt in der Start-up-Definition, die der Report zugrunde legt. Zu den Kriterien zählt die KfW: nicht älter als fünf Jahre, im Vollerwerb gewerbetreibend, kein Einzelunternehmen, sondern mit Gründungsteam oder Angestellten, und vor allem müssen die Gründungen innovationsorientiert und wachstumsorientiert sein.
„Innovationsorientiert bedeutet dabei Forschung und Entwicklung durchzuführen, um eine technologische Innovation zur Marktreife zu bringen, oder mindestens eine deutschlandweite Marktneuheit anzubieten.“
Was genau sich im KfW-Verständnis hinter dem Kriterium „wachstumsorientiert“ verbirgt, erfahren wir nicht. Wenn Start-ups auf Disruption komm raus investieren? Da Frauen erfahrungsgemäß eher vorsichtig mit alternativen Finanzierungsinstrumenten umgehen, könnte es sein, dass an dieser Stelle die Basis des Befunds etwas wackelt.
Das Papier verortet die größten Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Start-ups in der Ausbildung. Frauen wählen weniger MINT-Studiengänge und technische Berufe, und sie zweifeln offenbar eher an ihren kaufmännischen Fähigkeiten. Dr. Metzger verweist hier zum einen auf die BMWi-Initiative Unternehmergeist in die Schulen, und rät zum anderen dazu, dass „die durchaus vorhandenen Anstrengungen, Frauen für technische und naturwissenschaftliche Berufe zu gewinnen, noch intensiviert werden.“ Auch bei Gründungsberatung oder -coaching lasse sich durch gezieltere Ansprache noch mehr tun, vor allem da Frauen tendenziell „beratungsoffener“ seien.
Ein eigener kurzer Abschnitt appelliert an die Wagniskapitalinvestoren. Von diesen wird mehr Engagement für Start-up-Gründerinnen eingefordert, da „Start-up-Gründerinnen seltener und weniger Wagniskapital von Investoren erhalten als Männer“. Damit, so Dr. Metzger, handele das Venture Capital aber gegen die eigenen Interessen:
„Was viele Investoren dabei aber offensichtlich nicht im Blick haben, ist, dass sie damit auf Rendite verzichten. Schon allein deshalb sollten Wagniskapitalinvestoren ihr bisheriges Investitionsverhalten hinterfragen.“
Logischerweise ist die klassische Kreditfinanzierung umso weniger eine Option, je innovativer und wachstumsorientierter ein junges Unternehmen ist, insofern ist der Zugang zu alternativen Finanzierungsquellen in der Tat „von hoher Bedeutung“.