Auf der METAV (10.–13 März 2020) in Düsseldorf präsentiert die Metallbearbeitungsbranche alle zwei Jahre der Welt die neuesten Entwicklungen und Trends. Im Fokus der Experten stehen heuer Prozesssteuerung und Qualitätskontrolle mithilfe von Industrie-4.0-Technologien. Daran arbeitet z.B. das Werkzeugmaschinenlabor der RWTH Aachen.
Im Werkzeugmaschinenlabor (WZL) der RWTH Aachen, das eng mit dem dortigen Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT zusammenarbeitet, wird an der Produktionstechnik von morgen geforscht. Internet of Production (IoP) heißt das Exzellenzcluster, das die Möglichkeiten einer vollständig vernetzten Fertigung untersucht. So hält die Fabrik von morgen z.B. jeden einzelnen Mitarbeiter stets auf dem aktuellen Stand: Über einen Lautsprecher in der Weste teilt ihm das System mit, wo das von ihm benötigte Bauteil zu finden ist, der Lagerbestand wird in Echtzeit aktualisiert.
Damit die im Zuge der Digitalisierung gesammelten Datenmengen ihr Potenzial vollständig entfalten können, reicht das Datensammeln allein aber nicht aus. Die Wissenschaftler in Aachen erforschen deshalb, wie das Internet of Production Prozesse in Zukunft verändern wird.
Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher, Inhaber des Lehrstuhls für Werkzeugmaschinen am WZL und Sprecher des IoP-Exzellenzclusters, außerdem IPT-Institutsleiter und dort auch Direktor und Leiter der Abteilung Produktionsmaschinen, hebt hervor, dass es dem Projekt vor allem darum geht, Kundenmehrwert zu schaffen:
„‚Wie kann ich Produktivität steigern? Wie kann ich Qualitätsaussagen treffen? Wie kann ich Verfügbarkeiten garantieren?‘ – Das ist für uns die Interpretation von Industrie 4.0 mit der Hilfe eines Internets der Produktion.“
Als Grundlage dient ein sogenannter „digitaler Schatten“, der – ähnlich einem digitalen Zwilling – alle relevanten Daten in der Entwicklung und Produktion abbildet. Das Ziel besteht darin, eine Auswertungsbasis zu schaffen, die laufend durch neue Daten auf den aktuellen Stand gebracht wird und in Echtzeit allen an der Produktion beteiligten Mitarbeitern und Maschinen zur Verfügung steht. Möglich ist damit beispielsweise eine sofortige Qualitätskontrolle in den Anlagen selbst. Sobald das System feststellt, dass sich Parameter geändert haben, kann die gesamte Prozesskette angepasst werden. Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs, der seit 2018 am WZL den Lehrstuhl für Technologie der Fertigungsverfahren innehat und zugleich Bereichsleiter Prozesstechnologie am Fraunhofer IPT (u.a. vernetzte, adaptive Produktion) ist, nennt den Vorteil dieses Aspekts:
„Was heute geht mit der Datenanalyse ist, dass ich quasi schon in der Maschine anhand von Daten die Qualität analysieren und ermitteln kann und ich erspare mir damit einen Großteil des Aufwandes in der anschließenden Vermessung des Bauteils – also auf einer separaten Messmaschine.“
Auf der anstehenden METAV – die Messe findet statt – wird das Werkzeugmaschinenlabor der RWTH Aachen in der Quality Area in Halle 5 am Gemeinschaftsstand I16 zu finden sein.
Update, 28. Februar 2020, 15:12 Uhr: Der VDW hat bekannt gegeben, dass die METAV aufgrund der Corona-Virusverbreitung verschoben wird; ein Termin steht noch nicht fest.
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