Das Kreditprogramm der Bundesregierung in der Corona-Krise wird über die KfW abgewickelt, die Anträge gehen wie gewohnt über die Hausbank. Den größten Teil des Ausfallrisikos übernimmt die KfW, der Zinssatz hängt aber u.a. von der Bonität der Firma ab – und in diesem Punkt steht der Mittelstand derzeit nicht gut da.
Einem aktuellen Lagebericht zufolge, den das ZEW (Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung) in Mannheim mit der Creditreform Wirtschaftsforschung auf Grundlage des Mannheimer Unternehmenspanels erstellt hat, trifft die Corona-Krise die deutsche Wirtschaft in einer ungünstigen Situation, was die Bonität betrifft. Zwar ist sie unter den Sonderbedingungen des Soforthilfeprogramms kein absolutes K.o.-Kriterium. „Jedes Kreditinstitut entscheidet nach eigenem Ermessen, ob es Ihren Antrag unterstützt“, heißt es aber bei der KfW. Relevant ist die Bonitätsbewertung nicht zuletzt bei den Zinsen – Zinserleichterungen sind derzeit nicht vorgesehen. Dazu konstatieren ZEW und Creditreform:
„Mehr als 10 % der Unternehmen der Privatwirtschaft, die älter als drei Jahre und damit den Kinderschuhen entwachsen sind, haben eine schwache oder noch schlechtere Bonitätsbewertung. Es geht hier um etwa 345.000 Unternehmen mit mehr als 1,5 Millionen Beschäftigten.“
Ausgeblendet werden in der Betrachtung Firmen, die jünger als vier Jahre sind (derzeit rund 440.000 Unternehmen) – beim Corona-Kreditprogramm liegt die Altersgrenze allerdings bei fünf Jahren. Betroffen sind vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit weniger als 50 Beschäftigten. Im Durchschnitt fangen sich 12 % dieser Gruppe eine schlechte Bonitätsbewertung ein. Die Studie sieht „überdurchschnittlich hohe Anteile an insolvenzgefährdeten Unternehmen“ in erster Linie in der Gastronomie, wo 16 % eine schwache Bonitätsbewertung aufweisen – das sind fast 24.000 Unternehmen. Bonitätskritisch und insolvenzgefährdet sind außerdem die Automobilzulieferer (15 % mit schlechten Bonitätswerten) und die chemisch/pharmazeutische Industrie (14 %).
Bei den größeren Unternehmen (mit 50 oder mehr Beschäftigten) liegt ebenfalls die Gastronomie vorne (12 %), gefolgt von der Hotellerie (11 %) sowie den Sport- und Freizeitdienstleistungen (8 %):
„In den beiden letztgenannten Branchen stand ein jeweils erklecklicher Anteil der großen Hotels und Freizeitunternehmen schon vor der Krise am Rande der Insolvenz.“
ZEW und Creditreform schätzen, dass hier die „Jahresumsätze um 30 bis 40 % geringer ausfallen“, je nach Dauer der derzeitigen Krise. Das IfM Bonn hat nahezu zeitgleich die Lage unter dem Aspekt des Eigenkapitals untersucht. In diesem Punkt sieht das Institut den Mittelstand zwar besser aufgestellt als etwa zu Beginn der Finanzkrise ab 2008, doch die Risikobranchen bleiben dieselben: Tourismus- und Gaststättengewerbe, Kultur-, Unterhaltungs- und Freizeitwirtschaft.