Produktfälschungen richten milliardenschwere Schäden an. Im Kampf gegen Markenpiraten und andere Betrüger verbünden sich Sensortechnik und Distributed-Ledger-Technologien wie die Blockchain.
Die Plagiarius-Auszeichnung konzentriert sich zwar auf innereuropäische Produkt- und Markenpiraterie, zeigt aber zuverlässig, dass es für Fälscher keine Grenze nach unten gibt. Während Spielzeugfälschungen harmlos wirken, können gefälschte Medikamente oder Industriebauteile unter Umständen lebensgefährlich sein. Diese Branchen sind daher, ebenso wie die Hersteller hochpreisiger Waren (z.B. von Mode und anderen Luxusgütern), auf der Suche nach hochsicheren Lösungen, die über die gesamte Lieferkette hinweg Echtheit garantieren können. Speziell auf die Blockchain setzt die Wirtschaft große Hoffnungen. Im Verbund mit geeigneten Markern und Erkennungstechnologien könnte dies nicht nur die lückenlose Rückverfolgbarkeit sicherstellen, sondern auch der Strafverfolgung neue Wege aufzeigen und vor ungerechtfertigten Haftungsansprüchen schützen.
So hat der baden-württembergische Sensorspezialist Leuze kürzlich in seine DCR-200i-Serie mit der 2DMI-Lösung des kalifornischen Start-ups iTrace Technologies kurzgeschlossen. 2DMI sind winzige, für das menschliche Auge nicht sichtbare, zweidimensionale (Laser-)Markierungen „nahezu im Nanobereich“ (bis 100 μm), die direkt in der Fertigung aufgebracht werden. Das funktioniert bei praktisch jeder festen Oberfläche. Erforderlich sind dann freilich passende Track-and-Trace-Lösungen. Bei iTrace hat man dabei u.a. auf die ohnehin verbreiteten Mobilgeräte gesetzt; seit Anfang des Jahres gibt es die entsprechende App auch für Android-Geräte.
Weil sich die robuste Markierung aber gut für die Industrie eignet, hat Leuze das System jetzt auch für seine kamerabasierten DCR-200i-Codelesegeräte übernommen. Damit lassen sich die 2DMI-Marker automatisiert entlang der kompletten Lieferkette erfassen. „Diese Daten können über das iTrace-Blockchain-Gateway an eine Blockchain- oder Tracking-Datenbank weitergeleitet werden“, erklärt iTrace-Gründer und CEO Mark Manning. Und Joerg Woerner, Business Development Manager bei Leuze, ergänzt:
„Die Kombination von DCR 200i und 2DMI ist ideal für schwierige und raue Umgebungsbedingungen in der Luft- und Raumfahrt, der Automobilindustrie sowie in der Medizintechnik.“
Wichtig sind solche ID-Lösungen aber nicht nur aus Sicht einzelner Unternehmen und Branchen, sondern auch aus volkswirtschaftlicher Perspektive. Dem EUIPO-Report „Intellectual property rights intensive industries and economic performance in the European Union“ (2019) zufolge erwirtschafteten die Branchen, die Intellectual Property intensiv nutzen, im Berichtszeitraum 2014 bis 2016 jährlich 45 % (6,6 Billionen Euro) des BIP der EU und beschäftigen 63 Millionen Menschen (29 % aller Arbeitsplätze). Der jährliche Schaden durch Produktfälschungen geht allein in Deutschland jährlich in die Milliarden, hinzu kommt noch die Gefährdung oder Vernichtung von Arbeitsplätzen.