Das Institutfür Mittelstandsforschung (IfM) Bonn versammelte diese Woche 38 Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Wirtschaftspolitik zur Diskussion über Corona-Hilfen in der Krise – am virtuellen runden Telefonkonferenztisch, versteht sich.
Für Selbstständige ist derzeit vor allem die Soforthilfe wichtig, also „instant money“, wie es Gastgeberin Prof. Dr. Friederike Welter bereits an anderer Stelle formuliert hat. Bestätigt wird dies durch Zahlen, die Prof. Dr. Jörn Hendrich Block aus einer noch laufenden Umfrage mitgebracht hatte; er hat an der Universität Trier den Lehrstuhl für Unternehmensführung inne und ist u.a. auch Sprecher der dortigen Forschungsstelle Mittelstand. Die Option Grundsicherung dagegen wird als eher „nicht als hilfreich angesehen“ und gehört daher kaum zum Notfallplan für Selbstständige und Freiberufler. Das gilt offenbar trotz der kritischen Liquiditätslage vieler Einzelkämpfer, bei denen „gut ein Fünftel […] sogar damit rechnet, ihre Selbstständigkeit beenden zu müssen“.
Allerdings zeigte sich auch, dass die Corona-Situation je nach Branche, Geschäftsmodell, Firmenalter und Region sehr unterschiedliche Folgen hat – für die Industrie etwa ist derzeit der eingeschränkte grenzüberschreitende Handel der größte Schmerz, wie Fabian Wehnert betonte, der beim BDI für Mittelstand und Familienunternehmen zuständig ist. Doch nicht alle Folgen sind negative: Während Gastronomie, Tourismusbranche und Künstler sowie Migranten und selbstständige Frauen mit Kindern auf absehbare Zeit und in großem Umfang auf Unterstützung von Bund und Ländern angewiesen sein dürften, werden z.B. digitale Unternehmensplattformen derzeit intensiv genutzt. Das bestätigte auch Prof. Dr. Isabell Stamm, die am Institut für Soziologie der TU Berlin u.a. die Forschungsgruppe Entrepreneurial Group Dynamics leitet:
„Aktuell sind Verkäufer und Käufer von mittelständischen Unternehmen abwartend und zurückhaltend. Mit einer Ausnahme: Unternehmen, die bereits jetzt digital aufgestellt sind, werden im Moment eher verkauft oder erfreuen sich sogar erhöhter Nachfrage.“
Dazu passt eine Beobachtung, die man derzeit beispielhaft an den Stichworten Homeoffice und Collaboration festmachen kann: Die Wirtschaft kommt in Bewegung. Was vor der Coronavirus-Pandemie ein langer, oft steiniger Entscheidungsweg war, wird jetzt quasi über Nacht möglich. Und das könnte so bleiben. Eine Sonderauswertung des Zukunftspanels Mittelstand hat gezeigt, dass auch zukünftig „sowohl mit einer konsequenteren, schnelleren und umfassenderen Umsetzung der Digitalisierung als auch mit mehr Innovationen und der Erschließung neuer Geschäftsfelder und Marktsegmente“ zu rechnen ist.